KÖPFE DER GEGENWART

Frau am Steuer
 

TEXT: BJÖRN BRÜCKERHOFF
BILD: WIRED



Katrina Heron, 42 Jahre alt, hat ihre Augen und Ohren überall. Sie sitzt im Chefsessel einer Zeitschrift, die im schrill-verspielten Design Inbegriff der Cyberkultur und ein Symbol der 90er Jahre geworden ist.

Als Louis Rossetto die Zeitschrift 1993 mit seiner Partnerin Jane Metcalfe auf den Markt brachte, sollten ganze vier Jahre vergehen, bis erstmals schwarze Zahlen geschrieben werden konnten. Doch das Magazin scheint aus der Krise zu sein.

Mit Katrina Heron geht es erstmals wieder bergauf. Die Chefredakteurin führt das angeschlagene Blatt mit frischen Ideen und partnerschaftlichem Führungsstil zu neuer Beliebtheit.

Katrina Heron studierte Englisch an der Elite-Universität Yale und baute Anfang der  80er Jahre das kleine Magazin Channels auf, verbrachte dann vier Jahre bei der New York Times. 1990 wechselte sie zu Vanity Fair. Bei New Yorker, einer der renommiertesten Zeitschriften der USA, setzte sie ihre Karriere fort.

Dann kam Wired. Zuerst halbtags, ab 1996 den ganzen Tag. Inzwischen ist Katrina Heron Chefredakteurin des Cyber-Heftes aus San Francisco und Mutter von Zwillingen.

Die Gegenwart: Wired Magazine wird oft als das Zentralorgan der Cyberkultur gesehen. Was ist eigentlich Cyberkultur?

Katrina Heron: Die Cyberkultur ist heute wohl eine hauptsächlich über das Internet (aber nicht für immer) vernetzte Gemeinschaft.


Die Gegenwart: Wie sähe Ihr Leben ohne die digitale Revolution aus?

Katrina Heron: Viel kleiner und sicher nicht so spannend. Als ob die Erde  (wieder) flach wäre.

Die Gegenwart: Drei elektronische Dinge, von denen Sie sich nicht trennen möchten?

Katrina Heron: Mein iMac. Und meine beiden Mobiltelefone. Schnurlose Pager sind auch cool.  Ich bin noch nicht dem kabellosen PDA (personal digital assistant) verfallen, kommt mir übertrieben vor. --- (aber vielleicht eines Tages...)

Die Gegenwart: Was bewundern Sie am Netz?

Katrina Heron: Die Möglichkeit im Netz zu lernen, zu teilen und in Diskussionen einzutreten - und besonders die traditionelle Kontrolle der Mainstream-Medien zu durchbrechen und sie zu zwingen, qualitative Verbesserungen im Programm zu bewirken

Die Gegenwart: Ihr Lieblingsmaler?

Katrina Heron: Ich habe keinen. Titian. Manet. Arshile Gorky. Mark Rothko.

Die Gegenwart: Und Ihr Lieblingsautor?

Katrina Heron: Tolstoy. Michael Ontdaaje ("The English Patient.") George Eliot. Tom Wolfe. Bruce Sterling (er schreibt für Wired...)

Die Gegenwart: Ihr Lieblings-Songwriter?

Katrina Heron: Zur Zeit ist es Mos Def.

Die Gegenwart: Wo möchten Sie leben?

Katrina Heron: Auf drei Kontinenten gleichzeitig.

Die Gegenwart: Welche natürliche Begabung möchten Sie besitzen?

Katrina Heron: Die Fähigkeit, sehr gut Klavier zu spielen (ich spiele gar nicht)...

Die Gegenwart: Was möchten Sie sein?

Katrina Heron: Eine Person, die den Unterschied macht - die Werte hinzufügen kann.

Die Gegenwart: Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Katrina Heron: Die Berliner Mauer fallen zu sehen (im Fernsehen).

Die Gegenwart: Haben Sie ein Motto?

Katrina Heron: "Rules are good. Break them." (Das ist ein Zitat des wundervollen Designers Tibor Kalman)

Die Gegenwart: Haben Sie Freizeit?

Katrina Heron: Wenn man es zulässt, ist die ganze Zeit frei.

Die Gegenwart: Drei Dinge, die Sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden:

Katrina Heron: den Mann, den ich liebe, eine portable Bibliothek, eine Kollektion der besten Musik (Player inklusive!)

Die Gegenwart: Wer wird die wichtigste Person des Jahres 2020 sein?

Katrina Heron: Vielleicht jemand, der dieses Jahr geboren wird. Definitv eine Person, die global denkt, nicht in nationalen Grenzen.





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