Dünne Luft
Der Elitebegriff polarisiert. Er kategorisiert Menschen. Er scheint das oft
falsch verstandene Prinzip der Gleichheit aufzulösen. Und er wird, so
natürlich man den Begriff "Elite" auch erklären kann, selbst von jenen
oftmals ungern verwendet, die für die Ausbildung von Eliten zuständig
sind. Das hat
natürlich historische Gründe.
Eliten heben Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften aus der "Masse"
heraus. So paradox es klingt: Die Gleichheit darf dabei nicht berührt
werden. Denn sie meint die Gleichrangigkeit der Menschen unter
übergeordneten sittlichen Maßstäben.
Diese Gegenwart ist fast eine reine Interview-Ausgabe geworden. Und die
zahlreichen Gespräche haben gezeigt: die Existenz einer Elite sollte immer
auch mit Verantwortung verbunden sein. Wer eine herausragende Stellung durch
Ausbildung oder durch ein bißchen Glück erlangt hat, der
sollte
–
so der Tenor der Interviews
–
verantwortungsvoll und respektvoll damit umgehen. Und dafür sorgen,
dass sich Qualität verbreitet.
So stellt
Markus
Baumanns, Geschäftsführer der Bucerius Law School in Hamburg, die
Ausbildung einer Verantwortungselite
in den Vordergrund.
Und der Geschäftsführer der Hamburg Media School (HMS),
Jan
Henne De Dijn, betont:
"elitär" habe an der HMS nichts mit
Arroganz, Geldelite oder einer
Zweiklassengesellschaft zu tun.
Kimberly
Lloyd, die Mitherausgeberin von "M Publication", spricht mit ihrem
aufwendigen
Magazin Eliten aus vielen Bereichen an. Künstler, Ästheten und
Medienmacher, Schöngeister und Lifestyler. Und sicher auch die Geldelite.
Bertelsmann, Europas größter Medienkonzern, hat mit dem
Reinhard
Mohn Fellowship ein Förderungsprogramm für sozial denkende
Unternehmer geschaffen,
die viel
Durchhaltevermögen bei der Realisierung ihrer sozialen Projekte gezeigt
haben. Vor allem eines müssen die hochqualifizierten Fellows besitzen: ein
ausgeprägtes gesellschaftliches
Verantwortungsbewusstsein.
Im Sport ist der Elitebegriff seit langem akzeptiert. Und auch in der Kunst
ist die Elite logisch. Man könne nur Künstler sein, wenn man
Spitzenleistungen erbringe, meint
Professor
Beate Schneider vom Institut für
Journalistik und
Kommunikationsforschung in Hannover. Und
Professor
Uwe Scheel, der ehemalige Rektor der Kunstakademie Münster, weiß:
nur besondere Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft befähigen zum
guten Künstler.
Die
Bayerische
Elite-Akademie lässt schon in Namen keine Zweifel an ihrer
Bedeutung aufkommen. Ein Student betont im Gegenwart-Gespräch die
Verantwortung der Elite für die Gesellschaft.
Loïc
Hervoue, Direktor der
l'Ecole Supérieure de Journalisme in Lille, vermeidet dagegen Begriffe wie Elite und
Talent in der Journalistenausbildung. Gerade Talent höre sich für ihn zu
sehr nach
Showbusiness an. Bei seinen Studenten stehe die Bescheidenheit im
Vordergrund. Natürlich bei exzellenten Leistungen, die diese Bescheidenheit
rechtfertigen.
Weitere Themen
finden Sie wie immer auf der aktuellen
Startseite
der Gegenwart. Dort berichtet Stefan Nicola über seinen Besuch an der
Columbia
School of Journalism in New York, der ehemalige Chef des
Grimme-Institutes,
Bernd
Gäbler, fordert mehr Qualität im Fernsehen und Gegenwart-Autor
Jons M. Schiemann stellt klar: "Die
Elite gibt es gar nicht".
Ihr
Björn Brückerhoff
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AUSGABE 43
DIE ALLTÄGLICHE ELITE
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
IM SCHLARAFFENLAND DER ÄSTHETIK
WIE
PINGUINE AUF DEM LAND
PULITZERS ELITE
MOHNS ERBEN IM GEISTE
DIE ELITE FÖRDERT IHRE KINDER
BILDUNGSEINRICHTUNGEN AUFMISCHEN
ZWISCHEN SPRACHEXIL UND HEADLINE
WO DER STUDENT ZUR ELITE
GEHÖRT
ELITE AUF BAYERISCH
DAS GESPENST DER ELITE
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DIE GEGENWART IN STICHWORTEN
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