DER STAAT INFORMIERT
Allgemeine Verunsicherung
TEXT:
KAI HALLER
ILLUSTRATION: READY.GOV
Wie wunderbar kann es sein, wenn sich ein Staat fürsorglich um das
Wohlergehen seiner eigenen Bürger kümmert.
In Amerika ist, mit Hintergrund auf die Anschläge des 11. September,
das Department of Homeland Security zum Schutze
der Vereinigten Staaten gegründet worden. Das Ministerium für die Sicherheit
des Heimatlandes oder das Ministerium für Heimatlandschutz. Das klingt
ziemlich beeindruckend.
Als ich neulich Spiegel online gelesen habe, bin ich, in
Verbindung mit einem Internetauftritt, wieder auf dieses Ministerium
aufmerksam geworden. Auf der Webpage des Spiegel stand geschrieben, dass dieses Department jetzt
einen Internetauftritt im Web veröffentlicht hat, um
das amerikanische Volk auf eventuelle atomare, chemische oder biologische
Terrorangriffe vorzubereiten. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, weckte
der Internetauftritt auch mein Interesse. Ich wollte
vorbereitet sein, denn was für Amerika gilt, kann auch in Deutschland nicht
schädlich sein.
www.ready.gov
Beim Eintippen der Adresse in die Adressleiste des Internet Explorers bin
ich dann ein bisschen ins Grübeln gekommen.
Vorsicht war von meiner Seite geboten. Woher soll ich wissen, wie deren
Definition von Heimatlandschutz ausgelegt ist? Ich wollte nicht
unwissentlich Datenlieferant für die U.S. Regierung werden.
In Zeiten der globalen Bedrohung durch den Terrorismus ist vieles denkbar.
Gerade auf das Internet wird doch heute ein Auge geworfen. Schließlich haben
mich die Medien auch gelehrt, dass Terroristen in verschlüsselten
Fotobotschaften ihre Informationen austauschen. Aus dieser Perspektive geht
eine große Gefahr vom größten Medium unserer Zeit aus.
Wie wir alle wissen, sind Terroristen nur schwer zu erkennen, und so kann
jeder von uns in den Augen der Heimatlandverteidigung auch ein Terrorist
sein. Und wie kann man Terroristen leichter entlarven (oder etwas harmloser:
an sämtliche Daten meiner Bürgerinnen und Bürger gelangen),
als eine Internetseite zu präsentieren, die den Status nationaler
Wichtigkeit besitzt und den Menschen hilfreiche Tipps für ihre eigene
Sicherheit gibt? Mit Hilfe von „ready.gov“ kann ich mich auf den Tag X
vorbereiten. Und nicht nur das. Ich kann zudem meine Ängste wachsen lassen.
Sehe ich das richtig? Oder gibt mir die Konfrontation mit der Realität, wie
sie auf „ready.gov“ von den U.S. Behörden vermittelt wird, das Gefühl von
Sicherheit? Eine Frage, die jeder individuell für sich entscheiden muss.
Ich finde es wunderbar, dass unseren amerikanischen Freunden das Ministerium
für die Verteidigung des Heimatlandes zur Seite steht und sich besorgt um
ihrer Bürger Wohlergehen kümmert. In Verbundenheit zu
unseren Freunden aus Übersee war es mir letztendlich auch nicht so wichtig,
ob Tom Ridge (Leiter des Departments of Homeland
Security) und sein Department in den Besitz meiner IP-Adresse
kommen. Ich habe wirklich nichts zu verbergen. Deswegen besuchte die Seite „ready.gov“.
„Terrorism forces us to
make a choice. Don’t be afraid… Be ready.”
Das sind die ersten
Worte, die mir auffielen. Ready.gov
ist eine sehr ansprechende Seite. Im Banner
das Wappen des Ministeriums, den Namen der Internetseite und ein Foto der
wehenden „Stars and Stripes“ mit einem wunderschönen Frauengesicht im
Vordergrund. Patriotismus pur, der den Amerikanern bekanntlich mehr als
gefällt. Unter dem Slogan, der mir gleich in die Augen gefallen ist,
steht: „Vorbereitung macht Sinn. Verschaffen Sie
sich einen Überblick.“
Mit der Überzeugung, dass Vorbeugen immer besser ist als Nachsorgen,
versuche ich mich nun mit Hilfe der Internetseite „ready.gov“ auf einen
eventuell bevorstehenden nuklearen, chemischen oder biologischen Angriff
durch Terroristen vorzubereiten.
„Make a kit of
emergency supplies“, was soviel bedeuten soll wie: Stellen Sie sich
eine Ausrüstung von Notfallvorräten zusammen.
In mehreren Unterpunkten kann ich mir Informationen über Essen und Trinken,
saubere Luft, Erste-Hilfe-Ausrüstung usw. durchlesen. Ich bin gespannt, wie
ich mir so eine Ausrüstung zusammenstellen kann. Was
kann ich im Notfall essen und trinken? Auf der Internetseite steht,
ich solle eine Gallone Wasser pro Person pro Tag in Reserve
haben. Zum Trinken und für sanitäre Zwecke. Kinder, stillende Mütter and
kranke Menschen könnten mehr Wasser benötigen. Außerdem könnte mehr Wasser
nötig sein, wenn ich in wärmeren Klimazonen lebe.“
Ein gut, gemeinter Tipp, aber wie viel Wasser brauche ich denn mehr, wenn
ich zum Beispiel in Florida lebe? Das steht da nicht geschrieben.
„Ich solle das Wasser in sauberen
Plastikbehältern wie zum Beispiel Softdrink-Flaschen lagern und einen
Mindestvorrat an Wasserreserven lagern, der drei Tage für jede anwesende
Person ausreicht.“
Was das Essen angeht, sollte ich „einen
Vorrat von nicht verderblichen Lebensmitteln für drei Tage anlegen.“
„Ich soll mich mit Lebensmitteln eindecken,
die nicht eingefroren werden müssen, die keine intensive Zubereitung
fordern, nicht gekocht werden müssen und wenig Wasser benötigen. Dazu soll
ich einen Hand-Dosenöffner und Besteck einpacken.“
(Hand-Dosenöffner deswegen, weil nach dem Fall der Bombe
eventuell der Strom ausfällt und deshalb die Dose mit den Bohnen
nicht mit einem elektrischen Öffner geöffnet werden
kann. Hungertod
droht!
Ich habe auch Nahrungsmittel auszuwählen, „die
die ganze Familie essen würde.“ Im
Anschluss an die Hinweise für „Water and
Food“ sind noch einige Lebensmittel
aufgelistet, die ich bei meiner Vorratsanlegung zu beachten habe:
-
Ready-to-eat canned meats
(Dosenfutter)
- fruits and vegetables
(Früchte und Gemüse)
- Protein or fruit bars (Protein- und
Früchteriegel)
- Dry cereal or granola (Getrocknetes Getreide und Granola)
- Peanut butter (Erdnussbutter)
- Nuts and Crackers (Nüsse und Kekse)
- Non-perishable pasteurized milk (nicht verderbliche Milch)
Wenn ich mir das durchlese, könnte ich mir auch einen bevorstehenden
Campingurlaub vorstellen (aber dafür ist das Thema doch einfach zu ernst).
Jetzt komme ich zu dem Unterpunkt „Clean Air“,
der mir ausführliche Hinweise auf verunreinigte Luft gibt. Es steht
geschrieben, dass „viele
potentiale Terrorattacken kleinen mikroskopischen Müll in die Luft befördern
könnten. So kann zum Beispiel eine Explosion sehr feine Partikel freisetzen,
die der Lunge schaden könnten. Ein biologischer Angriff kann Keime
oder Bakterien freisetzen, die einen beim Einatmen krank machen oder durch
offene Wunden absorbiert werden können. Viele dieser Wirkstoffe können nur
verletzbar sein, wenn sie in den Körper gelangen. Also denken Sie darüber
nach, eine Barriere zwischen sich und der Verseuchung zu bilden.“
Ich denke darüber nach. Diese Webpage wäre jedoch völlig fehl am Platz, wenn
sie nicht die Lösung präsentieren würde und auch zu diesem Problem gerne
einen guten Rat gibt.
„Bedecken
Sie ihr Gesicht mit eng anliegenden Masken, die Nase und Mund verdecken.
Achten Sie besonders darauf, dass die Schutzmasken jedem Familienmitglied
passen. Sein Sie darauf vorbereitet zu Improvisieren, ganz gleich was Sie
gerade zur Hand haben, um Nase, Mund, Augen und offene Wunden auf ihrer Haut
zu schützen. Alles was eng anliegt und Nase und Mund bedeckt, kann im
Notfall helfen. Es ist dabei sehr wichtig, dass die meiste Luft, die
eingeatmet wird, durch die Maske oder Stoffe eingeatmet wird und nicht frei.
Es gibt jedoch nicht die Lösung wie Sie sich
schützen können. So können zwar einfache Stoffmasken einigen Müll oder
Bakterien aus der Luft rausfiltern, den Sie sonst einatmen würden, doch
werden Sie diese Masken wahrscheinlich nicht vor chemischen Gasen schützen.
Es gilt jedoch immer noch: Irgendetwas über Ihrer Nase und dem Mund ist im
Notfall besser als gar nichts.“
Der letzte Satz hat mich persönlich am meisten beruhigt, da ich
wahrscheinlich immer etwas zur Hand haben werde, was ich über Nase und Mund
halten kann (und wenn es meine Hand persönlich ist). Was ist aber, wenn ich
gerade Auto fahre und keine Hand mehr frei habe, um die offenen Fenster zu
schließen? Das ist dann wohl „Surfin’ USA“.
Es gibt noch weitere Hinweise, wie ich mich vor verseuchter Luft schützen
kann:
„Schwere Plastikmülltüten, Klebeband und
Scheren“
Was? Wie?
„Unter den Umständen Sie bleiben an einem
Ort, können Sie mit Hilfe dieser Materialien potentiell verseuchte Luft
daran hindern, von draußen in Ihre Räume zu gelangen.
Alles was Sie vorbeugend machen können, wird Ihnen Zeit sparen, wenn es
darauf ankommt.“
Das klingt ganz danach, die Fenster und Lüftungsschächte schon mal jetzt mit
Klebeband und Mülltüten abzudichten. Jede Sekunde könnte im Ernstfall
zählen, da wäre es doch angebracht, diese Vorkehrungen möglichst bald zu
treffen!
„Wenn
Sie große Mengen von Partikeln in der Luft sehen oder lokale Verantwortliche
sagen, dass die Luft stark verunreinigt oder verseucht ist, dann können Sie
Mülltüten, Klebeband und Schere dazu nutzen, um Fenster, Türen und
Lüftungsschächte hermetisch abzuriegeln. Lesen Sie mehr: Deciding to Stay or
Go.“
Da habe ich jetzt eine Menge gelernt. Aber gleich stellt sich mir die Frage,
ob das angeeignete Wissen ausreicht, um im Ernstfall zu überleben. Eine
gewisse Angst kann ich mir mittlerweile nicht mehr absprechen.
Der nächste Link führt mich auf die Seite
„Supply Checklist.
Notfallbedarf. Die
Basis um zu überleben: Wasser, Nahrung und saubere Luft sind unentbehrlich,
aber einige der folgenden Gegenstände machen eine Zeit der Krise
lebenswerter:
- Eine Taschenlampe und
extra Batterien
- Ein batteriebetriebenes Radio und extra Batterien
- Plastikmülltüten, Schnürsenkel und Toilettenpapier
- Erste-Hilfe-Koffer
- Landkarte des Gebietes, um Schutzräume zu lokalisieren
- Ein Horn, um Hilfe zu signalisieren
- Feuchte Handtücher“
Das sind also die schönen Dinge, die das Leben in Krisenzeiten lebenswerter
machen. Alles Gegenstände, die mich absolut fröhlich stimmen. Wo ist meine
X-Box und wo der Fernseher?
Interessant sind auch die Hinweise zu
„Clothing and Bedding“,
die auch auf dieser Seite zu finden sind:
„Wenn
Sie in klimatisch kälteren Gebieten leben, müssen Sie über Wärme nachdenken.
Es besteht die Möglichkeit, keinen Strom zu haben, und Sie werden dann auch
nicht heizen können. Überdenken Sie Ihre Bekleidung und Ihre
Schlafmöglichkeiten einmal pro Jahr, berücksichtigen Sie das Wachstum der
Kinder und andere familiäre Änderungen. Sie sollten mindestens eine
komplette Garnitur aus warmen Kleidern zum wechseln haben. Dazu gehören:
Eine Jacke oder ein Mantel, lange Hosen, ein langärmeliger Pullover, stabile
Schuhe, eine Mütze und Handschuhe und ein Schlafsack oder eine warme
Bettdecke für jede Person.“
Sollte der Supergau wirklich eintreten, wären folgende Utensilien laut „ready.gov“
ein Muss: „Ein
Erste-Hilfe-Buch oder ein Ausdruck mit den nötigen Informationen zur
Erste-Hilfe-Leistung, Pappbecher, Teller, Plastikutensilien, Bares, Traveler
Checks und Wechselgeld, einen nicht-elektrischen Dosenöffner,
Papierhandtücher, Zange, Kompass, Streichhölzer in einem wasserfesten
Behälter, Alufolie, Plastikboxen, Leuchtfackel, Papier und Bleistift,
Schraubenschlüssel, um Gas und Wasser abzustellen.“
Ich möchte behaupten, dies alles in einem Wal Mart Einkaufscenter erwerben
zu können. Bis auf die Traveler Checks vielleicht. Und auch die folgenden
Utensilien gibt es wahrscheinlich alle im Wal Mart: „Plastikeimer mit gut
verschließbarem Deckel, Desinfektionsmittel und Chlorbleichmittel.“
Letztes kann ich mit Wasser verdünnt als Desinfektionsmittel benutzen. Und
nicht nur als Desinfektionsmittel, sondern auch zur Reinigung von Wasser.
Na dann Prost Mahlzeit! Auf Coca-Cola bei drei Grad muss ich dann
wohl verzichten!
Schließlich sind da noch die
„Special Needs Items“: „Erinnern Sie sich an wichtige Punkte oder
Besonderheiten in Ihrer Familie. Babys, Senioren, Personen mit Behinderungen
benötigen mindestens ebenso intensive Vorbereitungen wie jeder andere auch,
um auf einen Terroranschlag vorbereitet zu sein.“
Senioren wird geraten: „Planen
Sie, wie Sie sich evakuieren lassen, oder wie Sie sich bei benötigter Hilfe
bemerkbar machen können. Planen Sie mit Pflegediensten ein Vorgehen im
Notfall. Sagen Sie anderen wo Sie Ihre Notfallvorräte gelagert haben“
(auch wo das Geheimversteck
für das Bare angelegt ist).
„Verfügen
Sie über zusätzliche Brillen, Hörgeräte-Batterien und Rollstuhl-Batterien.“
So habe ich mir eine Anleitung zum Überleben vorzustellen. Wie gut,
dass es Wal Mart gibt.
Jetzt bin ich schon ziemlich gut informiert. Das gibt mir ein gewisses
Gefühl von Sicherheit, und ich finde es total aufrichtig von der Regierung,
unsere Bürger so gut aufzuklären. (Durch die Intensive Recherche von „ready.gov“
fühle ich mich schon als amerikanischer Durchschnittsbürger, der sich diese
wertvollen Informationen zu Nutze macht und ihnen Folge leistet.)
Je besser ich vorbereitet bin, desto weniger kann mir passieren –
hervorragender Service.
Hoffentlich bekämpft unser Staat den Terrorismus weiter. Das kann ich, nach
allem was ich bis jetzt gelesen habe, nur bedingungslos unterstützen. Ich
habe Angst und will in Frieden und Sicherheit leben.
Aber trotz aller Vorbereitung, habe ich keine Ahnung
wie ich mich im Ernstfall zu verhalten habe. Ich werde alles vorbereiten,
doch wie setze ich es wirksam um?
Auch das kann ich auf der Webpage des Departments of Homeland Security
nachlesen. Echt super. Mir wird ausführlich erklärt
wie ich mir einen Plan machen und mich im Notfall verhalten kann.
„Make a plan – for what you
will do in an emergency.“
heißt der Punkt, der mich ausführlich über das Vorgehen im Notfall
informiert.
Da ich auch hier bestens vorbereitet sein möchte, klicke ich mich weiter
durch die Seite. Mehr wissen kann vielleicht mein Leben retten.
Zwischendurch hat sich mein Nachbar bei mir gemeldet. Er wollte sich unseren
Rasenmäher ausleihen. Da habe ich gleich die Gelegenheit genutzt, ihm von „ready.gov“
zu erzählen. So hat auch mein Nachbar eine Chance zu überleben, wenn wir
angegriffen werden.
Was mache ich denn nun? Als erstes kreiere ich mir einen „Familien Plan“.
„Es kann sein, dass
ihre Familie nicht zusammen ist, wenn die Katastrophe eintritt. Planen Sie,
wie sie sich untereinander erreichen können und besprechen Sie verschiedene
Szenarien. Stellen Sie sicher, dass jedes Familienmitglied die Telefonnummer
kennt, Münzen oder eine Prepaid-Telefonkarte hat, um die Notfallzentrale zu
erreichen. Sie können Schwierigkeiten bekommen, behalten Sie jedoch Ruhe.“
Ich stelle mir einen Giftgasangriff vor. Wie soll ich da ruhig bleiben? Aber
die Experten werden es schon besser wissen als ich.
Notfallpläne – „Außerdem
sollten Sie sich nach Notfallplänen an den Orten erkundigen, wo sich Ihre
Familienmitglieder aufhalten: Auf der Arbeit, in Tagesstätten und in
Schulen. Sollten solche Pläne nicht existieren, ziehen Sie in Betracht,
freiwillig bei der Erstellung solcher Pläne mitzuwirken. Sprechen Sie mit
Ihren Nachbarn über eine Zusammenarbeit im Falle eines Notfalls.“
Und genau das habe ich schon getan. Sozusagen einen Schritt vor dem
nächsten. Ich habe meinen Nachbar schon informiert. Wahrscheinlich werden
wir uns demnächst auch mal zusammensetzen.
Eine weiterer Punkt bei „Machen
Sie sich einen Plan“
ist: „Entscheiden, ob
ich bleiben oder gehen soll.“
„Mit Rücksicht auf
Ihre Umstände und die Art des Angriffs, ist es wichtig zu entscheiden, ob
Sie an Ihrem Aufenthaltsort bleiben oder ihn verlassen. Beide Möglichkeiten
sollten in Betracht gezogen werden und für beide sollte es einen Plan geben.
Gebrauchen Sie Ihren Verstand und die zu erhaltenden Informationen, auch was
Sie hier lernen, um zu entscheiden, ob es sich um eine akute Gefahr handelt.“
Bleibe ich in meinem geliebten Home Sweet Home, wäre
es angebracht „die
Familie und die Haustiere ins Haus zu bringen. Alle Türen sollten
verschlossen werden und die Fenster auch. Alles sollte hermetisch
abgeriegelt werden. Informationen kann ich über TV, Radio oder Internet
bekommen“.
Was mache ich aber, wenn ich mein Heim verlassen muss? Haue ich einfach ab?
Natürlich nicht. Ich
gehe nach dem Plan vor, den ich mir schon im Vorfeld (so was macht man in
Zeiten der Bedrohung) erstellt habe. Mein Auto ist mindestens halb voll
getankt und ich bin über Ausweichstrecken informiert. Habe ich kein Auto,
hoffe ich, dass mich mein Nachbar, wie besprochen, mitnimmt. Ich oder wir
verschließen die Türen und nehmen auch die Haustiere mit. Auch für die habe
ich im Notfall einen Plan und zusätzliche Futtervorräte.
Ist doch klar. So weiß ich jetzt
was ich in beiden Situationen machen kann. Stellt sich nur die Frage, für
welche ich mich entscheiden soll, denn das geht nicht aus den Anweisungen
hervor. Dennoch habe ich volles Vertrauen in unsere Regierung.
Auf „ready.gov“ werden sämtliche
Horrorszenarien in Betracht gezogen. Sogar für die Arbeit und die Schule
gibt es Notfallpläne: „Am
Arbeitsplatz. Betrachten Sie kritisch die Heizung, das Belüftungssystem und
die Klimaanlage, um zu entscheiden, ob alles den Standards entspricht, oder
ob bessere Filter benötigt werden. Seien Sie in der Lage, wenn nötig alles
abzustellen. Denken Sie darüber nach was zu tun ist, wenn Ihre Angestellten
nicht mehr nach Hause können.“
Hoffentlich sind meinem Chef diese Risiken bewusst. Auch ihm werde ich von „ready.gov“
erzählen.
Das alles sind zwar schon eine Menge Informationen, aber wie wichtig der
Regierung das Wohlergehen der Menschen ist, zeigt sich am letzten Punkt
„Be informed – about
what might happen“.
Hier werde ich noch einmal ausführlich darauf hingewiesen, was im Falle
eines nuklearen, eines biologischen oder chemischen Anschlags passieren
könnte. Wichtig ist die Formulierung
„was im Falle von … passieren
könnte“, denn die
Regierung will uns ja nicht verunsichern. Es geht ihr einzig und allein
darum, uns zu schützen. Eine Aufklärungskampagne, die uns bestens informiert
ist doch da eine gute Sache, oder? Also ich finde schon.
Hoffentlich tritt der Ernstfall nie ein! Das wäre das absolute Desaster.
Wenn ich an die Anthrax-Briefe zurückdenke, wird mir ganz anders. Ich werde
die Medien nicht außer Acht lassen. Schließlich werden sie mir im Ernstfall
schon mitteilen was zu tun ist. Am besten gefällt mir da der Sender Fox News
Channel. Die sind immer auf den neuesten Stand und verlieren solche
Horrorszenarien nie aus den Augen. Sie machen mich ständig auf Gefahren
aufmerksam. Der Informationsgehalt ist ausführlich, da der Sender auch
ständig über Gegen- und Schutzmaßnahmen berichtet. Außerdem fühle ich mich
bei denen gut aufgehoben, weil dort immer eine amerikanische Flagge
eingeblendet ist. Das zeigt mir, wie wichtig Fox unser Land mit all seinen
Bürgern ist.
Jetzt, da ich sämtliche Hinweise durchgelesen habe,
ist für mich der nächste Terroranschlag auf Amerika
nur noch eine Frage der Zeit. Die Angst drängt mich zu handeln. Ich klingele
bei meinem Nachbarn und fordere ihn auf, mit mir zum
Wal Mart zu fahren. United we stand!
ZUM
SEITENANFANG |
AUSGABE 33
SCHWERPUNKT INFOWAR
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT HOWARD RHEINGOLD
WARBLOGS: AUGENZEUGENBERICHTE
ODER DESINFORMATION?
FRIEDEN AN DER
GRENZE, KRIEG IM NETZ
BAGDAD ZUR
PRIMETIME
KANONENFUTTER IM GEISTE
DAS IFG STEHT IM
KOALITIONSVERTRAG
WAS GEHEN DIE
PHILOSOPHIE COMPUTER AN?
DER DRITTE TURN DER
PHILOSOPHIE
WAR OF
EMOTIONS
PROPAGANDAMATERIAL
FÜR DEN GESCHLECHTERKRIEG?
ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG
FRIEDMAN - DÜRFEN DIE MEDIEN
RICHTEN?
POLITISCHES BRANDING
KRIEG ALS FORTSETZUNG DER PR?
NEWSLETTER
DER GEGENWART
PRESSESERVICE:
WAS IST DIE GEGENWART?
IMPRESSUM
DAS COVER DER AUSGABE 33
ALLE AUSGABEN IM ARCHIV
|