Lasst Barbie und Ken im Karton!


KOMMENTAR:
MARION BUK-KLUGER
BILD:
RTL

Vorweg: ich bin bekennende Barbie-Puppen-Freundin und besitze aus meinen Kindheitstagen zirka 100 Exemplare dieser „perfekten“ Puppe. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass dieses Spielzeug nicht unbedingt mein Pädagogen-Herz erfreuen sollte, fasziniert mich dieses schöne Püppchen samt ihrer Accessoires in Form von entsprechenden Kleidungsstücken, Autos und Boyfriend mit Namen Ken. Immerhin hat Barbie in gewisser Weise in den Jahren ihres Daseins stets den Zeitgeist und die Trends der jeweiligen Zeit symbolisiert.

Doch leider musste ich bei Barbie in den letzten Jahren auch einen gewissen Verlust an Besonderheit feststellen. Die Puppen sehen alle gleich aus und unterscheiden sich mehr wie früher (da waren noch individuelle Exemplare zu bekommen) fast nur noch durch die Kleidung und diverse Beigaben. Das stelle ich auch manchmal fest, wenn ich Moderatoren im Fernsehen sehe, vor allem wenn sie offenbar genau nach dem Barbie-Ken-Prinzip ausgewählt wurden.

AUSGABE 35
SCHWERPUNKT AUFBRUCH 2004




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LASST BARBIE UND KEN IM KARTON!
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"BACHELOR" MARCEL:
"MÄRCHEN VON DER GROSSEN LIEBE"

Ein ganz bezeichnendes Beispiel dafür dürfte wohl das Moderatoren-Duo von RTLs „Deutschland sucht den Superstar“ sein. Michelle Hunziker und Carsten Spengemann sind wohl die lebenden Pendants zu Mattels-Plastik-Pärchen. Ebenso wie ihre kleinen „Zwillinge“ besitzen sie, zumindest lässt ihre Moderationsqualität dies

vermuten, wenig Inhalt in ihren Köpfen. Aber sie sind hübsch anzusehen und das reicht eben, immerhin setzt ja auch der Sender bei der zweiten Staffel ganz nach dem Prinzip „Never change a winning team“, auch wenn dieses mit Kritik nur so überhäuft wird, auf die beiden.

Doch jetzt treibt es RTL auf die Spitze. In der neuen Kuppel-Show „Der Bachelor“ ("der Junggeselle") marschieren gleich 25 auf „Barbie-Puppe“ gestylte junge Damen auf, um dem einen ultimativen Ken zu gefallen. Der smarte junge Mann namens Marcel ist nämlich auf der Suche nach seiner Traumfrau, die er mittels dieser Sendung finden will.

Also wieder eine öffentliche Suche via TV, dieses Mal eben nur nach der „Superfrau“. In jeder Folge werden es weniger Anwärterinnen auf den Titel. Marcel, der Arme, muss unter der Sonne der Cote d`Azur, in der Nacht der Rosen einige der jungen Damen nach Hause schicken. Die, die bleiben sollen (nachdem sie „Ken“ alias Marcel in unterschiedlichen Verabredungen becircen konnten) allerdings werden von ihm mit einer roten Rose und der Frage „Möchtest du diese Rose von mir haben?“ beglückt.

Und was dann passiert, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Die auserwählten jungen Damen, die eigentlich im Gegensatz zu Barbie über Verstand verfügen sollten, bekunden wie sehr sie sich in Marcel verliebt hätten und hauchen teils unter Tränen ein „Ja“ auf dessen Rosenfrage. Nun, wir wissen ja wohl aus eigenen Erfahrungen, dass man sich tatsächlich schnell verlieben kann. Hier jedoch entsteht der Eindruck, dass es sich um die einzig wahre Liebe handelt, die urplötzlich die Teilnehmerinnen bei „Der Bachelor“ ereilt hat.

Wie sehr das Ganze gleich einer Seifenblase zerplatzt, erkennt man an den Äußerungen der abgewählten Frauen. In der Bild ist dann später zu lesen, wie sehr sie die Annäherungsversuche von Marcel missbilligen, wie sie durch Alkohol gefügig gemacht werden sollten und so weiter. Nun, da sind die Damen wieder zurück aus der Barbie-Puppen-Welt mit Villa am Meer, Segeltörns und Casino-Besuchen.

Mein Wunsch für 2004 daher: Die unglaublichen Liebesgeschichten sollten den Soaps vorbehalten bleiben, zurück mit Barbie und Ken in den Karton und endlich wieder mehr Moderatoren mit eigenem Profil auf den Bildschirm!


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