Lasst Barbie
und Ken im Karton!
KOMMENTAR:
MARION
BUK-KLUGER
BILD:
RTL
Vorweg:
ich bin bekennende Barbie-Puppen-Freundin und besitze aus meinen
Kindheitstagen zirka 100 Exemplare dieser „perfekten“ Puppe. Auch wenn mir
durchaus bewusst ist, dass dieses Spielzeug nicht unbedingt mein Pädagogen-Herz erfreuen sollte, fasziniert mich dieses schöne Püppchen samt ihrer
Accessoires in Form von entsprechenden Kleidungsstücken, Autos und Boyfriend
mit Namen Ken. Immerhin hat Barbie in gewisser Weise in den Jahren ihres
Daseins stets den Zeitgeist und die Trends der jeweiligen Zeit symbolisiert.
Doch leider musste ich bei Barbie in den letzten Jahren auch einen
gewissen Verlust an Besonderheit feststellen. Die Puppen sehen alle gleich
aus und unterscheiden sich mehr wie früher (da waren noch individuelle
Exemplare zu bekommen) fast nur noch durch die Kleidung und diverse
Beigaben. Das stelle ich auch manchmal fest, wenn ich
Moderatoren im Fernsehen sehe, vor allem wenn sie offenbar genau nach dem
Barbie-Ken-Prinzip ausgewählt wurden. |
AUSGABE 35
SCHWERPUNKT AUFBRUCH 2004
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT HANS
LEYENDECKER
VIRTUELL EXISTIERENDER
SOZIALISMUS
INTERVIEW MIT HOLGER JUNG
EINEN VERSUCH WAR ES WERT
INTERVIEW MIT SEBASTIAN KRÜGER
LASST BARBIE UND KEN IM KARTON!
DIE VERTEIDIGUNG DER GESCHICHTE
VORAN, ZURÜCK?
ALLE AUSGABEN IM ARCHIV
PRESSESERVICE
IMPRESSUM
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"BACHELOR" MARCEL:
"MÄRCHEN VON DER GROSSEN LIEBE"
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Ein ganz bezeichnendes Beispiel
dafür dürfte wohl das Moderatoren-Duo von RTLs „Deutschland sucht den
Superstar“ sein. Michelle Hunziker und Carsten Spengemann sind
wohl die lebenden
Pendants zu Mattels-Plastik-Pärchen. Ebenso wie ihre kleinen „Zwillinge“
besitzen sie, zumindest lässt ihre
Moderationsqualität dies |
vermuten,
wenig Inhalt in ihren Köpfen. Aber sie sind hübsch anzusehen und das reicht
eben, immerhin setzt ja auch der Sender bei der
zweiten Staffel ganz nach dem Prinzip „Never change a winning team“, auch
wenn dieses mit Kritik nur so überhäuft wird, auf die beiden.
Doch jetzt treibt es RTL auf die Spitze. In der neuen Kuppel-Show „Der
Bachelor“ ("der Junggeselle")
marschieren gleich 25 auf „Barbie-Puppe“ gestylte junge Damen auf, um dem
einen ultimativen Ken zu gefallen. Der smarte junge Mann namens Marcel ist
nämlich auf der Suche nach seiner Traumfrau, die er mittels dieser Sendung
finden will.
Also wieder eine öffentliche Suche via TV, dieses Mal eben nur nach der
„Superfrau“. In jeder Folge werden es weniger Anwärterinnen auf den Titel.
Marcel, der Arme, muss unter der Sonne der Cote
d`Azur, in der Nacht der Rosen einige der jungen Damen nach Hause schicken.
Die, die bleiben sollen (nachdem sie „Ken“ alias Marcel in
unterschiedlichen Verabredungen becircen konnten) allerdings werden von ihm
mit einer roten Rose und der Frage „Möchtest du diese Rose von mir haben?“
beglückt.
Und was dann passiert, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Die auserwählten jungen Damen, die eigentlich im Gegensatz zu Barbie über
Verstand verfügen sollten, bekunden wie sehr sie sich in Marcel verliebt
hätten und hauchen teils unter Tränen ein „Ja“ auf dessen Rosenfrage. Nun,
wir wissen ja wohl aus eigenen Erfahrungen, dass man sich tatsächlich
schnell verlieben kann. Hier jedoch entsteht der Eindruck, dass es sich um
die einzig wahre Liebe handelt, die urplötzlich die Teilnehmerinnen bei „Der
Bachelor“ ereilt hat.
Wie sehr das Ganze gleich einer Seifenblase zerplatzt, erkennt man an den
Äußerungen der abgewählten Frauen. In der Bild ist dann
später zu lesen, wie sehr
sie die Annäherungsversuche von Marcel missbilligen, wie sie durch Alkohol
gefügig gemacht werden sollten und so weiter. Nun, da sind die Damen wieder zurück aus der
Barbie-Puppen-Welt mit Villa am Meer, Segeltörns und Casino-Besuchen.
Mein Wunsch
für 2004 daher: Die unglaublichen Liebesgeschichten sollten den Soaps
vorbehalten bleiben, zurück mit Barbie und Ken in den
Karton und endlich wieder mehr Moderatoren mit eigenem Profil auf den
Bildschirm!
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