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Domain-Löschung aussichtslos Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, kurz Icann, hatte eine Liquidation der alten Adress-Endung in Aussicht gestellt. Über den genauen Termin machte sie dabei jedoch wohlweislich keine Angaben. |
AUSGABE 35 SCHWERPUNKT AUFBRUCH 2004 STARTSEITE EDITORIAL VON BJÖRN BRÜCKERHOFF INTERVIEW MIT HANS LEYENDECKER VIRTUELL EXISTIERENDER SOZIALISMUS INTERVIEW MIT HOLGER JUNG EINEN VERSUCH WAR ES WERT INTERVIEW MIT SEBASTIAN KRÜGER LASST BARBIE UND KEN IM KARTON! DIE VERTEIDIGUNG DER GESCHICHTE VORAN, ZURÜCK? ALLE AUSGABEN IM ARCHIV PRESSESERVICE IMPRESSUM |
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Denn obwohl neue SU-User nach dem Ende der Sowjetunion offiziell nicht mehr hinzukommen konnten, erhöhte sich die Zahl der Neuregistrierungen auf geheimnis-volle Art beträchtlich. |
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Dieser Artikel ist parallel bei stern.de erschienen. |
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Irgendwann war die Zahl von 35.000 registrierten Domains erreicht – woraufhin das russische „Institut zur Förderunggesellschaftlicher Netzwerke“ und die „Stiftung für die Entwicklung des Internet“ energisch für eine Wiederbelebung der Domain eintraten. Was man nicht besiegen kann, dass macht man sich zum Freunde. Kampagnen gegen Löschung 15.000 Dollar wollten das Institut und die Stiftung für eine Domain kassieren, die für wohltätige Zwecke eingesetzt werden sollten. Offizielle Begründung: der illegale Handel mit den Adressen könne auf diese Weise unterbunden werden. Die Initiative stieß auf ein kritisches Echo. SU-User warfen den Initiatoren vor, die Domains unrechtmäßig privatisieren zu wollen. Sie fühlten sich in ihren Rechten beschnitten und pochten auf eine Weiterführung des Sowjet-Kürzels. Kampagnen für die Domain wurden ins Leben gerufen. Darunter auch "Save our SoUls", die auf einer Homepage eigens Unterschriften sammelte und eifrig positive Umfrageergebnisse im Sinne der Betreiber veröffentlichte. Die Endung habe ohnehin nichts mit politischen Ansichten zu tun. Dies mag man gerne glauben, denn inzwischen sind die ehemals sowjetischen Adressen längst vom Klassenfeind unterwandert worden: McDonalds.su und Rolex.su haben treffsicheres Gespür für gute Erreichbarkeit kapitalistischer Errungenschaften im Netz bewiesen. Inzwischen stehen die Sieger fest: seit Ende Juni 2003 gehört jedem eine SU-Domain, der bereit ist, 100 Dollar im Jahr zu bezahlen. Das ist – verglichen mit den ursprünglichen Plänen – ein echtes Schnäppchen. |
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Domain als Symbol des Zusammenbruchs Wundern mag man sich darüber, dass die Sowjetunion überhaupt über eigene Domainnamen verfügen konnte. Ihr Niedergang 1991 erfolgte in der Steinzeit des Internet. |
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Traumfabrik Kommunismus Medien im Dienste der Macht |
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Doch Perestrojka und Glasnost sorgten auch in den Wissenschaften für Tauwetter – so bildeten sich zahlreiche Forschungseinrichtungen für ein russisches Internet – und registrierten am 19. September 1990, also in den letzten Monaten des Sowjetreiches, die Domain SU. Dies wäre vermutlich ohnehin der Anfang vom Ende gewesen, denn als geschlossene Gesellschaft hätte die Sowjetunion wohl jene Autoritätsprobleme bekommen, die sich heute in China ablesen lassen. Durch das Internet werden westliche Werte zunehmend in chinesische Haushalte transportiert – trotz technisch eingeschränkter Verbreitung und staatlicher Kontrolle.
Im März 1994 löste RU die alte SU-Domain offiziell ab. Georgien (GE),
Estland (EE), Litauen (LT) und die Ukraine (UA) haben bereits 1992 eigene
Adressen erhalten. Über Interessenten an der neuen alten Domain müssen sich
die Betreiber freilich keine Sorgen machen, sind die Nutzungsmöglichkeiten
wie bei jeder neuen Domain-Endung zunächst sehr vielfältig. Auch die
SU-Domains bieten noch Möglichkeiten, die man in Sowjetzeiten wohl niemals
für möglich gehalten hätte. |
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