Herausforderung Medienjournalismus
„Lass uns doch dann wenigstens die Wohnung mit
Teppichboden auslegen", sagt Schauspieler Wolfgang Seidenberg als
Klempnermeister Frank Töppers in der ARD-Vorabendserie 'Marienhof',
„das hatte ich immer schon mal vor. Teppichboden
bedeutet weniger Staub, schluckt die Geräusche, sieht tadellos aus und
erleichtert unserem Nachwuchs die ersten Gehversuche." Das ist ein Satz, den
die
„Arbeitsgemeinschaft Textiler Bodenbelag" mit
Erlaubnis der ARD-Produktionsfirma
„Bavaria Film" als so genanntes Themenplacement in
der ARD-Serie platzieren konnte. Diesen und viele weitere Fälle unerlaubter
Schleichwerbung hat der Medienjournalist Volker Lilienthal aufgedeckt.
Lilienthal, verantwortlicher Redakteur von epd-Medien, spricht gemeinsam mit
epd-Chefredakteur Thomas Schiller in dieser Ausgabe der Neuen Gegenwart über
seine
Erfahrungen im praktischen Medienjournalismus.
Medienjournalismus ist die Selbstbeobachtung der Medien. Diese Tatsache
lässt ihn eine Sonderrolle in der Medienlandschaft spielen. Sie verknüpft
ihn vor allem mit hohen Ansprüchen und hehren Zielen. Er soll die
Mediengesellschaft darüber aufklären, wie die Medien funktionieren. Er soll
den Journalismus korrigieren, Fehler aufdecken und journalistische
Glanzleistungen loben. Das Problem: Obwohl Medien eine immer größere Rolle
im Alltag spielen, interessieren sich deshalb leider nicht automatisch mehr
Menschen für den Medienjournalismus. Wie kann man den Leser der allgemeinen
Öffentlichkeit also für das Thema
„Medien" interessieren? Und warum überhaupt?
Dabei gilt grundsätzlich natürlich auch für den Medienjournalismus, dass
journalistische Qualität und die klassischen Eigenschaften einer guten
Geschichte Erfolg bringen: Relevanz, Aktualität, packende Schreibe. Strenge
Orientierung
an Fakten hilft zwar nicht gegen verletzte Eitelkeiten, schafft
aber Glaubwürdigkeit, wie die Berichterstattung Volker Lilienthals über den Schleichwerbeskandal gezeigt hat. Medienthemen durchdringen
ohnehin längst die tägliche Berichterstattung:
kein
Ressort kommt mehr daran vorbei. Themen, die nur die
Medienbranche interessieren, gehören in Blätter, die sich an die
Medienbranche richten.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Maja Malik wirft in der aktuellen Ausgabe
einen kritischen Blick auf den Medienjournalismus aus
Sicht
der Forschung. Neue Gegenwart-Autor Daniel Kruse hat
eine illustre Runde aus
Medienpersönlichkeiten der Gegenwart mit Medientheoretikern der
Vergangenheit diskutieren lassen. So trifft der Gründer des Internetradios Last.fm, Martin Stiksel, auf Bertolt Brecht
und seine Radiotheorie. Florian Ruckert,
Geschäftsführer Marketing von IP Deutschland, kontert Theodor W. Adorno. Jo
Groebel, Direktor des Deutschen Digital-Institutes in Berlin, antwortet
Marshall McLuhan. Und Stanford-Professor Lawrence Lessig hat
einige Tipps für einen gewissen Johann Wolfgang von Goethe.
Neue Gegenwart-Autor Kai Haller hat in einer
wissenschaftlichen Arbeit populäre
amerikanische Medien-Weblogs
untersucht und ein Modell zu ihrer Systematisierung
entwickelt. In einer journalistischen
Kultur, die besonderen Wert auf das investigative Element legt, ist die
ungefilterte Publikationsmöglichkeit durch Weblogs besonders reizvoll. Und auch
das Problem fehlender Aufmerksamkeit ist für wenige Blogger längst passé.
Weitere Themen finden Sie wie immer auf der aktuellen Startseite der Neuen
Gegenwart. Zum Beispiel über das inzwischen als Printmedium eingestellte Medienmagazin
"V.i.S.d.P.",
die Überforderung durch mediale
Bildwelten,
den
Medienkodex
des Netzwerks Recherche und
Karl
Valentin als Medientheoretiker. Und:
Ab sofort wirft Neue Gegenwart am Ende
jeder Ausgabe einen Blick auf den Küchentisch, in den Kühlschrank oder unter
das Waschbecken, denn auch hier gibt es
Medienbotschaften.
Und Sie werden sich wundern, was für welche.
Ihr
Björn Brückerhoff
PS:
Neue Gegenwart erscheint mit dieser Jubiläumsausgabe in einem neuen Design.
Die vergangenen Ausgaben bleiben unverändert. Sie erreichen sie weiterhin
unter den gewohnten Adressen. Alle internen Links in der Neuen Gegenwart
bleiben übrigens statisch: so finden Sie alle Texte schnell wieder.
Und wenn Sie wollen, können Sie Ihre Favoriten nun auch bei del.icio.us
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Ausgabe 50
Herausforderung Medienjournalismus
Startseite
Editorial von Björn Brückerhoff
Geheime Verführer
Der alltägliche
Medienjournalismus
Unter
Generalverdacht
Medienkritik muss faktenorientiert
sein
Web(log) 2.0
Blick und Bild
Medienkodex des
Netzwerks Recherche
Medienjournalismus
reloaded
Valentin als
Medientheoretiker
Serie: Schönheiten
des Alltags
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