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Traumfabrik Kommunismus Medien im Dienste der Macht
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LAUTERFELD |
AUSGABE 34 SCHWERPUNKT MEDIENMORAL STARTSEITE EDITORIAL VON BJÖRN BRÜCKERHOFF GEGEN DEN TAKT DER MEDIEN MONEY MAKES HEADLINES VERDI BRAUCHT FEINGEFÜHL TRAUMFABRIK KOMMUNISMUS EINFÜHRUNG IN MORALISCHES HANDELN REGELN FÜR DAS GUTE LEBEN DAS PRIVATLEBEN DER POLITIKER MEDIA TIPS FOR THE NEXT RECALL ZWISCHEN PROPAGANDA UND PR MORAL UND MEDIEN: GROSSE WORTE PORNO, CRIME UND KRIEG ALLE AUSGABEN IM ARCHIV PRESSESERVICE IMPRESSUM |
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Korrektiv dieser medialen Allgegenwärtigkeit ist eine auf Wahrheit verpflichtete Medienethik. Systemtheoretisch gewendet, stabilisieren medienethische Normen kommunikative Erwartungen (Manfred Rühl). Das Ergebnis einer enttäuschten Erwartung auf Erkenntnis historischer Wahrheit, ist bis 4. Januar 2004 im Rahmen der Ausstellung „Traumfabrik Kommunismus“ in der Schirn Kunsthalle am Römerberg in Frankfurt zu sehen. |
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Die Ausstellung Die von Boris Groys, Professor für Philosophie und Medientheorie an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, und Zelfira Tregulova, stellv-ertretende Direktorin der Kreml-Museen, kuratierte Überblicks-ausstellung |
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thematisiert durch die
Präsentation eines Zusammenspiels von Malerei, Plakat, Skulptur,
Architekturzeichnung und Film die Repräsentationsmuster eines totalitären
Staatssystems. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Kasimir Malewitsch,
Gustav Kluzis, Alexander Deineka und Alexander Gerassimow, Filme von Dsiga
Wertow, Michail Tschiaureli und Grigorij Alexandrow sowie Werke
zeitgenössischer Soz-Art-Künstler wie Erik Bulatov, Komar & Melamid, Ilya
Kabakov und Boris Mikhailov. Die Werke offenbaren, wie sich die zentralistisch organisierte Massenkultur der Stalinzeit der Mechanismen und Strategien westlicher Konsumkunst bediente, um die verordnete Propaganda hocheffektiv zu verbreiten. Die Kunst des stalinistischen Sozialistischen Realismus war quasi eine große Werbekampagne für den Aufbau des Kommunismus. Die kommunistische Agitation richtete sich dabei an keine abgegrenzte Zielgruppe. Sie war ihrer Konzeption nach eine Kultur für die Massen, die es so de facto nie gab, aber in der Zukunft geben sollte. Sowohl die westlich-kommerzielle als auch die sowjetisch-ideologische Massenkultur hat sich damit gleichermaßen an alle Menschen gerichtet. Mit dem Unterschied, dass im Westen für unterschiedliche Produkte, im stalinistischen Russland mit seinem totalitären und auf Unterdrückung basierenden Staatsapparat jedoch nur für ein einziges – den Kommunismus – geworben wurde.
Transmediale Bandbreite |
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Stalin war Förderer, Auftraggeber und Gegenstand zahlloser Kunstwerke. Sein Plan vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“, von der Politik der beschleunigten Industrialisierung und der gewaltsamen Kollek-tivierung der Landwirtschaft, der Errichtung einer modernen Armee und der Kontrolle aller Gesellschaftsschichten, für den Millionen von Menschen mit |
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dem Leben bezahlen mussten, wurde von einer gewaltigen Propagandamaschine begleitet. Mit dem Personenkult um Stalin selbst und der Mythologisierung Lenins wurde eine Bildproduktion forciert, welche die Pläne und Errungenschaften des Regimes feiern sollte. Die visuelle Kultur der Stalinzeit war Fassade und Machtmittel zugleich. Die Ausstellung zeigt diese Kultur in ihrem Charakter als mannigfaltig verzahnte Bilderfabrik, welche die Aufgabe hatte, das Gesicht eines ganzen Landes zu verändern. Ihrer realistischen Form nach schien diese Kunst gut verträglich, unproblematisch und für die Massen leicht verständlich zu sein, aber ihrem Inhalt und ihrer Zielsetzung nach, war sie durch und durch ideologisch.
Der kollektive Traum Im Unterschied zur nationalsozialistischen Kunst, die sich an der Vergangenheit orientierte, blieb die internationalsozialistische Kultur der Stalinzeit stets zukunftsbezogen. Sie kann daher nicht als simpler Rückgriff auf die Tradition der naturalistischen Malerei des 19. Jahrhunderts gewertet werden. Vielmehr baut die Kultur der Stalinzeit auf der russischen Avantgarde auf, die ihrerseits immer schon das Ziel einer totalen ästhetisch-politischen Umgestaltung des Lebens verfolgt hatte. Sie betrieb dieses Projekt, wenn auch unter Verwendung anderer künstlerischer und politischer Mittel, weiter: das sowjetische Reich als Staatskunstwerk, der Sozialistische Realismus als Einheit von Kultur und Macht.
Das Konzept |
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Die Bilder des „hohen“ Sozialistischen Realismus der 1930er und 1940er Jahre mit ihren Hauptvertretern wie Alexander Gerassimow, Alexander Deineka und Isaak Brodski thematisieren verschiedene Aspekte des neuen sowjetischen Lebens wie |
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etwa die sowjetischen Führer, die den neuen kommunistischen Menschen verkörperten, das Stadtleben, die kollektivierte Landwirtschaft, den Sport und das glückliche private Leben. Parallel dazu werden Filme aus der Stalinzeit von Dsiga Wertow, Michail Tschiaureli, Abram Room u. a. gezeigt, die ebenfalls große Verbreitung fanden und charakteristisch für ihre Zeit waren. Dadurch wird die Transmedialität der sowjetischen Kunst noch einmal unterstrichen. |
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Die Ausstellung schließt mit dem Moskauer Konzept-ualismus und der Soz-Art, die inoffizielle russische Kultur der 1960er und 1970er Jahre, mit Vertretern wie Erik Bulatov, Komar & Melamid, Ilya Kabakov und Boris Mikhailov. Sie steht als Beispiel für die genuin ästhetische Kritik des stalinistischen Sozialistischen Realismus. So wie die Pop-Art im Westen Werbemotive ironisierend aufgriff, bilden die jüngeren Arbeiten der |
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Soz-Art
einen die historischen Ereignisse reflektierenden Kommentar zur Kultur der
Stalinzeit. Sie markieren genau
diejenige Distanz, die uns heute sowohl ästhetisch als auch politisch von
der Stalinkunst trennt. Dadurch entlarven sie die Repräsentationskunst und
bilden zugleich die Klammer zum Ausgangspunkt der Ausstellung: die Frage
nach dem Verhältnis von Medien und Macht.
Zur
Ausstellung ist der Katalog „Traumfabrik Kommunismus - Die visuelle Kultur
der Stalinzeit” in Deutsch/Englisch, 452 Seiten, zum Preis von Euro 29,00
erschienen.
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