Regeln für das gute Leben
TEXT:
JONS
MAREK SCHIEMANN
BILDER: PHOTOCASE.DE
Gerade wenn etwas verkehrt läuft
in der medialen Berichterstattung und die Meinung
vorherrscht, dass der gute Geschmack verletzt werde, wie z.B. bei „Big
Brother“ oder in der letzteren Zeit mit der Diskussion um Schill in Hamburg
und das Verhältnis zwischen der medialen Berichterstattung und der
Privatsphäre von Politikern, ist der Ruf laut. Dieser Ruf schallt aber eher
in den Wald hinein und trifft dort auf mannigfache Bäume. So versickert er
und wandert von Baum zu Baum ohne etwas zu klären. Wenn der Ruf nach Ethik
und Moral ertönt, so bleiben diese Begriffe doch eher unklar und jeder
versteht etwas anderes unter diesen oder was dann genau ethisch und
moralisch ist. Dabei läuft die Diskussion in Gefahr zu versickern und
Konsequenzen bleiben aus. Im folgenden sollen die Begriffe der Ethik, der
Moral und der Norm etwas näher betrachtet werden.
Der Begriff der Ethik stammt von Aristoteles. Ethik bezeichnet eine
praktische Philosophie, die versucht eine Antwort zu formulieren auf die
Frage „Was sollen wir tun?“. Es verhält sich ethisch, wer sein Leben gemäß
für gut erachteter Werte einrichten will. In Verfolgung dieses Zieles ist
die Handlung des einzelnen unter Ethik zu betrachten.
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AUSGABE 34
SCHWERPUNKT MEDIENMORAL
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
GEGEN DEN TAKT DER MEDIEN
MONEY MAKES HEADLINES
VERDI BRAUCHT FEINGEFÜHL
TRAUMFABRIK
KOMMUNISMUS
EINFÜHRUNG IN
MORALISCHES HANDELN
REGELN FÜR DAS GUTE LEBEN
DAS PRIVATLEBEN DER POLITIKER
MEDIA TIPS FOR THE NEXT RECALL
ZWISCHEN
PROPAGANDA UND PR
MORAL UND MEDIEN: GROSSE WORTE
PORNO, CRIME UND KRIEG
ALLE AUSGABEN IM ARCHIV
PRESSESERVICE
IMPRESSUM
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Diese für gut erachteten Werte
aber, die das Ziel des Handelns sind, werden von der Moral formuliert. Ist
die Ethik mehr auf den einzelnen bezogen, stellt die Moral die
universalistische Frage nach dem guten Leben aus der Sicht aller. Ist also
das generelle Prinzip. Sie bietet somit eine Handlungsanleitung, indem sie
Grundsätze in Form eines allgemeinen Gesetzes formuliert. Ethik bezieht sich
also auf das konkret richtige Handeln. Moral stellt die Voraussetzungen oder
Regeln des richtigen Handelns zur Verfügung. |
Die
biblischen zehn Gebote mögen hier als Beispiel dienen. Die formulierten
Gebote sind die übergeordnete Moral, die eine Handlungsanleitung bieten.
Derjenige der nach diesen Regeln handelt verhält sich ethisch.
Abgeleitet von der Ethik und damit auch von der Moral
ist die Norm. Normen sind eine Richtschnur, die in der Moral beansprucht und
im Recht und Gesetz festgelegt werden. Sie bezeichnen also das, was auf
jeden Fall getan werden soll. So werden die zehn Gebote als moralische
Instanz und ethische Regeln per Gesetz festgelegt und unter Strafe gestellt
bei einer Nichtbeachtung, wie z.B. „Du sollst nicht töten“. Eine andere
moralische Instanz wären die Menschenrechte, welche in Demokratien in der
Verfassung formuliert sind oder sein sollten. Solche Rechte wie das Recht
der persönlichen Entfaltung oder die Gleichheit sind moralische Prinzipien,
die das Handeln regeln und von der Norm als Gesetz geschützt werden wie z.B.
der Schutz der persönlichen Ehre oder das Recht am eigenen Bild.
Bliebe es bei dieser einfachen Unterteilung, könnten wir alle zufrieden
sein. Allerdings erzwingen die Umstände, der historische Kontext und die
Entwicklung der Menschen auch ein Umdenken bei der Moral, der Ethik und der
Normen. So ist das Menschenrecht der Religionsfreiheit in der Verfassung
festgeschrieben und per Gesetz normiert (wie aktuell das „Kopftuch-Urteil“
des Bundesverfassungsgerichts). Dieses steht allerdings im Widerspruch zu
dem Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Alles ist im
Fluss und es wäre auch traurig wenn keine Entwicklung stattfinden könnte.
Auch die Ethik steht nicht fest. So können zwei große unterschiedliche
Richtungen der Ethik unterschieden werden. Da wäre zum einen die
deontologische Ethik. Diese Pflichtethik beruht auf dem kategorischen
Imperativ von Kant. Demnach folgt Handeln nach Regeln, die wir als
allgemeine Gesetze wünschen und zwar ohne Berücksichtigung der Umstände in
denen das Handeln erfolgt und keine Ausnahmen gelten. Das Wesen des Handelns
an sich entscheidet über richtig oder falsch und ist prinzipiell unabhängig
von den Folgen. Solche deontologische Regeln sind also vom Kontext
unabhängige Normen, die jederzeit und überall Gültigkeit besitzen.
Die teleologische Ethik (auch Zielethik genannt) hingegen beruht auf dem
Utilitarismus unter anderem von Jeremias Bentham und betrachtet das Handeln
unter dem Aspekt der Folgen für die größte Zahl. Hier steht also das Ziel
für die Gesellschaft im Mittelpunkt. Entscheidungen werden demnach nach der
Zweckmäßigkeit getroffen, wobei letztlich die Handlungsfolgen und nicht das
Handeln selbst über richtig und falsch entscheiden. Gutes Handeln ist mit
nützlichem Handeln gleichgesetzt.
Heiligt im letzteren Fall der Zweck die Mittel, ist im ersteren Fall schon
das Handeln selbst ethisch zu betrachten. Würde die Zielethik auch
Tierversuche bejahen, weil sie angeblich großen Nutzen für die Allgemeinheit
bringe, so würde die deontologische Ethik diese Handlung selbst als
unethisch ansehen und demnach auch das Ziel.
Unabhängig von diesen beiden größeren Richtungen der Ethik (die
selbstverständlich nicht alle Theorien abdecken) kann man auch auf einer
kleineren Ebene Unterscheidungen treffen und zwar die Individualethik, die
Professionsethik und die Institutionenethik.
Die Individualethik bezieht sich auf moralische Verhaltensregeln für jeden
einzelnen. Je nach persönlichem Glauben (Christen z.B. sollten die zehn
Gebote verfolgen), politischem Verständnis (demokratisch, kommunistisch,
totalitär) oder persönlichen Erfahrungen werden ethische Regeln aufgestellt,
die verfolgt werden. Können diese prinzipiell mit anderen kollidieren, so
ist das Gesetz dafür zuständig die verschiedenen ethischen Grundlagen
anzunähern. Das ermöglicht erst das Zusammenleben und ist wohl ein
Hauptfaktor der Zivilisation.
Die Professionsethik ist mit einer Standesethik gleichzusetzen, welche das
berufliche Verhalten in der Gruppe berechenbar machen soll. Der Pressekodex
zum Beispiel beinhaltet die Regeln der Berufsethik von Journalisten. Er soll
auch gewährleisten, dass die öffentlichen Aufgaben des Journalismus wie
Information, Bildung, Unterhaltung aber auch Kontrolle und Kritik der
Gesellschaft sowie der Regierung wahrgenommen werden kann.
Mit dieser eng verwoben ist die Institutionenethik, die Maßstäbe für die
Betriebe setzt und die deren Verantwortliche beachten sollen.
So schön es wäre, wenn diese Regeln von jedem einzelnen verinnerlicht
wären, denn dann würde jedes Nachdenken darüber müßig und nicht so viel
diskutiert, so gibt es aber Zwänge die der Ethik entgegengesetzt sind.
Faktoren, die es jedem einzelnen nicht immer möglich machen ethisch zu
handeln. Im Medienbereich sind das vor allem die Kommerzialisierung (Gute
Quoten bringen mehr Werbeeinnahmen und der Kampf um die Exklusivität der
Nachricht lässt manche Regeln vergessen), die Konzentrationsprozesse (viele
Zeitungen in der Hand eines Verlegers, der die Richtung bestimmen kann und
die politische Ausrichtung des Blattes je nach persönlicher Anschauung
nutzt), die journalistische Kompetenz der einzelnen Journalisten und damit
die Glaubwürdigkeit der Handelnden als auch des Mediums, sowie die
Privatisierung (z.B. die privaten Fernsehsender in den Händen einzelner wie
Berlusconi in Italien), die wiederum eng mit der Kommerzialisierung
zusammenhängt.
Diese entgegengesetzten Zwänge machen auch den Pressekodex notwendig.
Journalisten und andere Medienschaffende sowie im Grunde alle Mitglieder
einer Gesellschaft müssen Verantwortung übernehmen für ihr Handeln und
deren Folgen im Rahmen der Institutionen. Es geht nicht an, dass man
sich hinter den Zwängen versteckt und alle Schuld in einem psychologischen
Verdrängungsmechanismus von sich weist. Man ist selbst verantwortlich für
das was man tut und was daraus folgt. Und danach sollte gehandelt werden.
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