Macht statt
Muskeln
TEXT: FUNDA AKOGULLARI, SANDRA OBERLIESEN, AYLA PILLI, TINA ZORN
BILD: GOVERNOR.CA.GOV
„I´ll do my tschopp!“
Diese flexibel einsetzbaren Worte wird man wohl noch öfter aus dem Munde
Arnold
Schwarzeneggers hören, dem Mann, der dem
größten Haushaltsdefizit in der Geschichte
Kaliforniens
zu Leibe rücken will.
„Arnold Schwarzenegger?“ hörte man es hierzulande raunen, Mister Muskelmasse
aus Österreich? Genau der. Und in Kalifornien raunte das Wahlvolk nicht,
nein, es rief aus Leibeskräften
Join
Arnold!
und wählte den Ex-Mister Universum mit deutlicher
Mehrheit zum neuen Gouverneur
seines Staates.
Dass dieser kein erkennbares politisches Programm vorzuweisen hatte, konnte
die Kalifornier nicht erschüttern. Dieser Mann steht immerhin für die
fleischgewordene Erfüllung des ‚American Dream’: Man kann alles schaffen,
wenn man nur will.
Als
Terminator,
Eraser oder Conan lässt sich die Welt mit
Muskelkraft retten. Ob Arnie als
Gouverneur Kalifornien retten kann, muss
sich noch erweisen. |
AUSGABE 36
SCHWERPUNKT AMERIKA
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT M.
MÜLLER V. BLUMENCRON
ANDY WARHOLS TIME CAPSULES
EXPLOSION/IMPLOSION
MILITAINMENT MADE IN
WASHINGWOOD
FÜNF FRAGEN - ZEHN
ANTWORTEN
IM
WESTERN NICHTS NEUES
VIER RINGE DER MACHT
MACHT STATT MUSKELN
KAMPAGNEN FÜR DIE MORAL
FROM WURSTFEST TO GEMUETLICHKEIT
1, 2, 3
FROM NEW YORK TO GERMANY
ALLE AUSGABEN IM ARCHIV
ÜBER DIE GEGENWART
IMPRESSUM
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„Das
war eine sehr schwierige Entscheidung, eine der schwierigsten meines
Lebens.“ Bereits die Verkündigung der Kandidatur im Fernsehen
bei
Talkmaster
Jay Leno ist
bezeichnend für den Showcharakter, den der politische Wahlkampf in Amerika
besitzt. Wo hätte Arnie auch besser seine politische Karriere beginnen
können als auf dem ihm so vertrauten Bildschirm? |
Schon 1990 kam er erstmals mit der Politik in
Berührung: als persönlicher Fitnessberater von Bush Senior. Durch die
Hochzeit mit der Kennedy-Nichte
Maria Shriver schuf
der österreichische Muskelprotz die Voraussetzung für die politische
Laufbahn.
Der Wahlkampf, den der Filmstar aus der eigenen Tasche finanzierte, glich
auch im weiteren Verlauf eher einer Show als einer ernstzunehmenden
Kandidatur für ein bedeutendes Amt. Möglich ist ein solcher Wahlkampf
vermutlich nur in Amerika: Ein millionenschwerer, sechsfacher Mister
Universum und Leinwand-Held zieht Zigarre rauchend mit seinem Privatjet
durchs Land und verkündet mit einem ansteckenden Optimismus, er werde den
Karren aus dem Dreck ziehen. Man erinnere sich an
Ronald Reagan, dessen
Schauspielkarriere ins Weiße Haus führte.
Erstaunlich, dass Popularität und überschwängliches Selbstbewusstsein auch
im politischen Leben eine „Arnoldmania“ bewirken können.
Doch wie gut eignet
sich Schwarzenegger für das politische Tagesgeschäft?
Ist Arnie wirklich so fehlqualifiziert? Besteht politische Führung nicht zu
einem großen Teil aus Schauspielerei, wie David Gergen von der Kennedy
School of Government behauptet? Arnies Wahlerfolg scheint dieser These
Recht zu geben. Doch die Herausforderung ist riesig: 38,2 Milliarden Dollar muss sich der
Action-Held aus dem Kino in seiner neuen Rolle als Gouverneur stellen. Ein Problem, das sich mit physischen Einsatz
nicht in der zeitlichen Spanne eines Kinofilms bewältigen lässt.
Die
Zahl markiert das bedrohliche Haushaltsloch des hochverschuldeten
Sonnenstaats, das Arnolds Vorgänger Davis hinterlassen hat. Fragt sich nur,
ob Arnie die Milliarden-Schulden mit derselben Sorgfalt abbauen wird, mit
der er einst seine Fitnesspläne und Drehbücher abarbeitete. „Ich werde euch
nicht enttäuschen!“ verkündete er noch kürzlich, aber um Einsparungen bei
den Sozialprogrammen, den Gesundheitsprogrammen und dem Bildungsetat käme
Kalifornien nicht herum. Ein 15-Milliarden-Dollar Kredit soll das bedrohte
Paradies vor einer Pleite retten. Die Wähler sind begeistert. Arnie hat
schon so oft die Welt gerettet, da wird er doch nicht an Kalifornien
scheitern. Bleibt nur zu sagen: „Do your tschopp, Mr. Terminator!“
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