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Wer macht die Nachrichten?
Schon in den 40er Jahren hat der amerikanische Sozialpsychologe Kurt Lewin
festgestellt, dass in praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen
"Schaltstellen" oder "Schleusen" existieren, an denen einzelne Personen
Schlüsselpositionen besetzen. Er untersuchte damals, welchen Einfluss
Hausfrauen in der Familie als Entscheider beim Einkauf von Lebensmitteln
besitzen.
1950 übertrug der amerikanische Journalistikwissenschaftler David Manning
White die Erkenntnisse Lewins auf die Selektion von Nachrichten. Neuigkeiten
werden bewertet, selektiert und erst dann der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. "Schleusenwärter" (Gatekeeper) entscheiden darüber, was wir in der
Zeitung lesen, im Radio hören oder im Fernsehen zu sehen bekommen. Wer die
Gatekeeper sind, liegt auf der Hand: Journalisten treffen subjektiv oder den
Konventionen eines Verlages folgend eine Vorauswahl der Nachrichten.
So wird in Zeitungen nur über etwa zehn Prozent aller eingehenden Meldungen
auch tatsächlich berichtet.
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AUSGABE 40
NEUER JOURNALISMUS?
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STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT WOLFGANG DONSBACH
OPEN SOURCING YOURSELF
PR
ZWISCHEN EUPHORIE UND IGNORANZ
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"KRITISCHES DENKEN FÖRDERN"
DER HOMO NOVUS DER MEDIEN
FÜNF FRAGEN / ZEHN
ANTWORTEN
HANDTASCHENFREUNDLICH
WAS SIND WEBLOGS? KEINE
KLÄRUNG!
ENGAGIERT, COURAGIERT,
ROTZFRECH
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IMPRESSUM
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Dies kann rein sachliche Gründe haben,
beispiels-weise Platzmangel. Es bestimmen aber auch persönliche Präferenzen oder
Vorgaben von Verlagen die Nachrichtenauswahl.
Und noch bevor die Selektion in den Zeitungen und
Fernsehnachrichten über-haupt vollzogen wird, haben die Nachrichtenagenturen
vorsortiert. Das macht Sinn: die Anzahl der Meldungen würde ohne eine Vorauswahl
den Durchblick unmöglich machen. |
IN EIGENER SACHE |
Die Nachrichtenauswahl durch Agenturen und einzelne Journalisten bekommt
jedoch seit einiger Zeit Konkurrenz. Denn "Blogger", die Betreiber
so genannter "Weblogs", berichten ebenso wie Journalisten über die Ereignisse
dieser Welt. Und sie selektieren nach ihren eigenen Kriterien, können
schneller reagieren, sind näher am Geschehen, weltweit vernetzt und
wirken oftmals glaubwürdiger als die großen Medienunternehmen. Informationen verbreiten sich in Windeseile.
Doch wer kontrolliert, ob die verbreiteten Informationen richtig sind?
Werden die Qualitätsstandards eingehalten, die im Journalismus Gültigkeit
haben
sollen? Gegenwart-Autor Tim Fischer
meint:
Journalisten sind künftig nicht mehr allein für die
Selektion von Informationen zuständig, sondern für
die Sicherstellung der
Qualität.
Über Vor- und Nachteile von News aus den Weblogs hat Die Gegenwart mit dem
Dresdner Professor für Kommunikationswissenschaft,
Wolfgang
Donsbach, gesprochen.
Auch der Public Relations ist der Erfolg der Weblogs nicht entgangen. Nun
wird nach Wegen gesucht, das erfolgreiche Prinzip auch in der
Unternehmenskommunikation zu nutzen. Dabei schwankt die PR jedoch
zwischen
Euphorie und Ignoranz, wie Professor Thomas Pleil weiß.
Mario
Sixtus hat sich mit dem Internet-Visionär
Loïc
Le Meur
getroffen, der Weblogs nicht für einen kurzen Hype hält. Die neue "Offenheit,
Transparenz, Klarheit" würde das Geschäftsleben
revolutionieren. Le Meur sagt das mit Überzeugung
–
immerhin ist er an 15 Unternehmen der Internet-Branche beteiligt und
kürzlich in den Kreis der "Global Leaders of Tomorrow" berufen worden.
Weitere Beiträge zum Schwerpunkt finden Sie wie immer auf der aktuellen
Startseite
der Gegenwart. Unter anderem über die Wiederauferstehung des
Popjournalismus,
Creative
Commons,
das Magazin " Cicero",
die
Produzentin
von USAToday.com, das " Bildblog" und den Macher der Website
"You
Decide", die kritisches Denken fördern soll.
Ihr
Björn Brückerhoff
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