Was sind Weblogs? Keine Klärung.
Text:
Daniel Fiene Bild: Photocase.de
Es ist schick, über
Weblogs zu berichten oder gleich selbst eines zu
führen. Doch während man als Medienmacher mit seinen Fingern auf den
Glastisch tippt und überlegt, wie man elegant auf der
Diskussionswelle über neue Formen des Journalismus mitschwimmen kann,
bedroht eine ungeklärte Frage ebendiese: Was sind eigentlich Weblogs?
Auch wenn man den Eindruck hat, dass alle derzeit darüber reden, ist
Unwissenheit hier wahrlich keine Schande. Weblog-Autoren wissen nämlich auch
nicht, was Weblogs letztendlich sind. Die Definitionen sind
zahlreich. Eine Idee von Weblogs bekommt
man, wenn man sich ihre Geschichte ansieht.
Fast jedem Internet-Nutzer sind Weblogs schon häufig
begegnet. Einige kommentieren das politischen
Tagesgeschehen oder erzählen kurze Geschichten
aus dem Alltag des Autors. Andere bieten eine tägliche
persönliche Presseschau zu Artikeln von Spiegel Online und Co.
Unterschiedlicher könnten Weblogs
also nicht sein. Aber dennoch gibt es einige
Gemeinsamkeiten: Weblogs bestehen aus zumeist kurzen Einträgen, die
neuen Artikel erscheinen am Anfang der Seite.
Oft mehrmals täglich werden neue
Einträge publiziert, ständig gelesen und von den Lesern kommentiert. Eine
Linkliste verweist auf thematisch ähnliche Weblogs oder Webseiten, die der
Autor gerne liest.
Die spezielle Webseiten-Form des Weblogs gibt es bereits
seit 1993. Als man begann, im World
Wide Web immer mehr Dokumente zu veröffentlichen, hatten die Macher des
ersten Browsers, der auch Bilder anzeigen konnte, nach einer Methode gesucht, um
ihren Nutzern einen Wegweiser durchs Internet zu bieten. So wurde die
Webseite „Mosaic’s What’s New“ geboren. Täglich
veröffentlichte und kommentierte man
Links zu neuen Webseiten. Die Leser erfreuten sich damals noch an jeder
Webseite, die sie entdecken konnten. Schnell kamen Webenthusiasten auf die
Idee, eigene Seiten anzubieten, auf denen sie ihre Entdeckungen des
Internets protokollierten. Einer von diesen, war Cameron Barret, Autor der
Webseite Camworld.com. Er veröffentlichte 1999 ein Essay, in
dem er auf diese
spezielle Form von Webseiten einging und dabei den von Jorn Barger kurz
zuvor geschaffenen Begriff „Weblog“ benutzte. Ein Kunstwort
aus "Web" und "log", eben ein Logbuch für die Reisen durchs Internet. Mit
den Reaktionen auf Barrets Essay wurde die Weblog-Bewegung geboren.
Bis zu
diesem Zeitpunkt war es Internet-Nutzern nur mit
technischem Geschick möglich, eigene Webseiten zu veröffentlichen.
1999 starteten
kostenlose Dienste, mit denen Textliebhaber auch ohne technisches Know-How ihre
Texte publizieren konnten. Die Dienste ermöglichten es Internet-Nutzern,
ohne Kenntnisse
eigene Weblogs auf nur ein wenig Speicherplatz
zu führen. Eine kreative Ader oder etwas Spürsinn für
gute Internetseiten reichten aus, um das Interesse der Leser
zu wecken.
Einen Hype erlangten Weblogs nach den Terroranschlägen vom 11. September
2001. Tausende von Amerikaner hatten das Bedürfnis, sich mitzuteilen und
fanden in Weblogs ihre ideale Ausdrucksform.
So hat seit dieser Zeit das Weblog nicht nur einen
weltweiten Siegeszug angetreten. Man kann auch
ein immer breiter werdendes Spektrum von Weblog-Formen
beobachten. Es gibt nun Filter-Weblogs, Online-Tagebücher, Reise-Weblogs, Foto-Weblogs, Sex-Weblogs, Gruppen-Weblogs,
Koch-Weblogs, Geschäfts-Weblogs, Mitarbeiter-Weblogs. Jedes
Thema findet seine Entsprechung. Die einfache Form der Darstellung eigener Gedanken
–
ob
mitteilenswert oder nicht
–
oder gar der eigenen
Person fasziniert viele Menschen.
Weblogs haben viele Vorteile. Ihre
Aktualität veranlasst Leser regelmäßig vorbeizuschauen. Außerdem schätzen
die Leser das menschliche Urteil. Während Google, Yahoo, MSN und
demnächst auch die
"Netzeitung" automatisch sortierte und generierte Nachrichtenseiten anbieten,
bürgen Weblogs für die subjektive Auswahl durch den Menschen. Zudem laden
Weblogs zum Mitmachen ein. Die Möglichkeit, Beiträge zu
kommentieren, generiert eine
beinahe familiäre Ebene. Leser können sich nach regelmäßiger Lektüre ein
interessantes Bild über den Autor machen.
Die Diskussionen in der "Blogosphäre" haben zwar geklärt, dass es „das"
Weblog heißt und nicht „der" Weblog – eine einheitliche Definition gibt es
jedoch noch nicht. Die liefert jeder Autor mit seinem eigenen Weblog. |
AUSGABE 40
NEUER JOURNALISMUS?
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT WOLFGANG DONSBACH
OPEN SOURCING YOURSELF
PR
ZWISCHEN EUPHORIE UND IGNORANZ
BILDBLOG
POPJOURNALISMUS
CREATIVE COMMONS
CORPORATE BLOGS
"KRITISCHES DENKEN FÖRDERN"
DER HOMO NOVUS DER MEDIEN
FÜNF FRAGEN / ZEHN
ANTWORTEN
HANDTASCHENFREUNDLICH
WAS SIND WEBLOGS? KEINE
KLÄRUNG!
ENGAGIERT, COURAGIERT,
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