Fragen:Kai Haller
In der Gegenwart-Reihe Fünf
Fragen – Zehn Antworten konfrontiert Die Gegenwart Experten mit
fünf Fragestellungen und fünf Bildern. Was die Befragten aus dieser Aufgabe machen,
bleibt ihnen überlassen. In dieser Ausgabe der Gegenwart hat LF Flow,
Musiker, die
Herausforderung angenommen.
LF Flow ist gelernter Audio Engineer. Zusätzlich ist er Produzent, Deejay
und Remixer. Seine Musik ist eine Fusion aus Elementen von Soul, Funk und
Jazz und modernen elektronischen Stilrichtungen.
Um einen Eindruck von dieser interessanten
Musik zu geben, präsentiert die Gegenwart exklusiv
zwei Kompositionen des Künstlers zum Download an.
Welches Buch hat
Ihr Leben verändert? „Das
Handbuch der Tonstudiotechnik“ von Michael Dickreiter in Verbindung mit
meinem Studium. Zusammen dafür verantwortlich, dass ich nur noch selten
entspannt Musik hören kann, ohne ein Stück sofort in seine akustischen
Bestandteile zerlegen zu wollen.
Welche Person würden Sie gern einen Tag lang sein? David
Lynch, dann würde ich endlich alle seine Filme verstehen.
Ihr Motto? „Behandle
deine Mitmenschen so, wie du von ihnen behandelt werdenmöchtest“. Klingt
zwar ziemlich weltverbesserisch und abgedroschen, funktioniert aber.
Ihr größter Fehler? Wenn
ich mir die derzeitige Arbeitssituation in Deutschland vor Augen führe,
insbesondere was Tontechniker und Musiker angeht, bereue ich es doch sehr,
dass ich meine Chance, mein Geld im Profi-Fußball zu verdienen, so leicht
verschenkt habe.
Ihr nächstes Ziel? Ich
glaube das größte Ziel eines Künstlers, und dazu zähle ich jeden Musiker,
ist es, die Menschen mit seiner Kunst zu erreichen und vor allem zu
berühren.Außerdem besteht mein langfristiges Ziel
darin, auf Basis meines erlernten Berufs ein geregeltes Leben zu führen. Ich
möchte es verantworten können, eine Familie zu gründen…“Money Rules“, ob man
will oder nicht!
Spontan
fallen mir da zwei Begriffe ein: Bündnis 90/Die Grünen und diese Gruppe von
Wissenschaftlern des Sounddesigns, die auch den Namen „Kraftwerk“ tragen und
deren Auftritte wie eine Casting-Show für Elektrotechniker wirken. Eine
größere Faszination geht für mich zweifelsohne von denen aus, die den
Menschen regelmäßig zur Maschine werden lassen, und ständiger Begleiter der
Tour de France sind. Wobei sich der ein oder andere jetzt sicher fragt, ob
das nicht zu beiden passt. Gemeint sind natürlich die Pioniere der
elektronischen Musik. Selbst habe ich schon oft gerätselt, in welche
Richtung sich die elektronische Musik entwickelt hätte, wenn Kraftwerk nicht
gewesen wäre, und ob sie sich überhaupt entwickelt hätte. Ich würde selbst
in 100 Jahren noch jeden Teenager, der gerade den neusten Techno-Hit an
seinem heimischen PC produziert, als Lügner bezeichnen, wenn in seiner
Antwort zum Thema „musikalische Einflüsse“ der Name Kraftwerk nicht fällt.
In diesem Sinne beende ich dieses Statement mit einem virtuellen Knicks.
Eine
Freundin sagte bei dem Anblick meines Studios einmal: „Hier sieht es ja aus
wie in einem Raumschiff“. Und irgendwie sieht es manchmal nicht nur so aus.Nicht selten bin ich schon Nachmittags in mein „Raumschiff“ gestiegen und
erst am nächsten Morgen, nach einem langen Ritt auf Sinuswellen, bewaffnet
mit Phaser und Flanger, wieder gelandet. Das Bild erinnert mich da sehr
stark an meinen Boardcomputer.
Ich
sehe die aktuelle Entwicklung des Musikmarktes nicht so schwarz wie viele
Andere. Auch jedes noch so unschuldig wirkende, blonde Barbie-Püppchen muss
sich ihren Respekt hart erarbeiten. Und der Erfolg gibt denen die ihn haben
die Bestätigung, das Richtige zu tun.
Es gibt außerdem noch immer viele kreative
Künstler, die sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lassen. Man muss
nur länger danach suchen.
Bild Copyright by Mark Parisi,
Quelle:www.offthemark.com/ musicbb/bbmusic04.htm.
MTV...MTV...war das nicht...
ach ja, dieser TV-Sender für Promi-Tratsch und Klingeltöne.
Und:
„Wer suchet, der findet!“. Wir haben uns gefunden. Diana und ich haben schon
so manche schöne Stunde miteinander verbracht, ich in meiner Hängematte und
sie auf meinem Plattenteller. „The Girl In The Other Room“ ist für mich
definitiv „Das Album 2004“.
Wie das Hamburger Hip-Hop Duo Doppelkopf so treffend in „Balance“ erzählt:
„Es geht immer um das Gleichgewicht[...]“. Für mein Gleichgewicht zur rein
elektro-nischen Musik, wie ich sie selber mache,
sorgen Funk, Soul und Jazz. Musik, die zu ehrlich ist, um sie sich aus dem
Netz zu saugen!