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Presse

Großer Fettnäpfchenparcours

Wie erreichen Unternehmen weltweite Zielgruppen, ohne missverstanden zu werden?

Text:  Björn Brückerhoff und Stefanie Schlömann     Bild: Ijsendoorn
 

 

Große Unternehmen, die mit ihren Produkten die ganze Welt ansprechen wollen, müssen mit Missverständnissen rechnen. In der Kommunikation entscheiden schließlich schon im Heimatland des Herstellers unzählige Aspekte über den Erfolg des Produktes: der Klang und die Bedeutung des Namens, die Lesbarkeit des Logos, die Verständlichkeit des Slogans, der Tonfall der Texte in den Werbeanzeigen, die Stimme der Radiowerbung, der Gesichtsausdruck des Models in Presse und Fernsehen. Interkulturell kommen viele Fallstricke hinzu. Was zu Hause ankommt, hat anderswo in der Welt vielleicht keine Chance.

So erlitt der japanische Autohersteller Mitsubishi Schiffbruch mit seinem Geländewagen
Pajero, dessen Name in Teilen der spanischsprachigen Welt als Schimpfwort ankam. In Argentinien und Mexiko rollte er somit als Montero in die Verkaufshäuser. Auch der Lada Nova stand im Spanischen wie Blei in den Autohäusern. Wer kauft schon ein Auto, das "geht nicht" oder "fährt nicht" heißt. Und auch Unverständlichkeit führt zu ausbleibenden Käufen. Wenn potenzielle Kunden "Come in and find out" mit "Komm rein und finde wieder raus" übersetzen, ist mit steigenden Absätzen nicht zu rechnen. 

Doch der Misserfolg kann viel subtilere Gründe haben. Ronald, der Werbeclown der amerikanischen Fastfood-Kette McDonalds, ist zwar auch in Deutschland kaum als Sympathieträger zu gebrauchen. In Japan allerdings löste er bei Kindern geradewegs Entsetzen aus. Tod und Trauer werden dort mit der Farbe Weiß assoziiert, beispielsweise ausgedrückt durch weiße Blumen bei Beerdigungen.

Die Globalisierung erfordert, dass Marken über nationale Grenzen hinaus bekannt sind. Ihre über Jahre aufgebauten Eigenschaften müssen unabhängig von nationalen Märkten transportiert werden. Standardisierungen, die in Produktionsprozessen Kosten sparen, sollen auch in der Kommunikationspolitik von Unternehmen eingesetzt werden. Als standardisiert gilt Werbung, wenn sie international unverändert – mit Ausnahme notwendiger Übersetzungen – eingesetzt wird. So können Kosten gespart und die Koordination der Werbemaßnahmen kann vereinfacht werden. Doch die Standardisierung stößt schnell an Grenzen. Schließlich ist Werbung Kommunikation, sie übermittelt Botschaften, weckt Assoziationen im Empfänger und ist damit ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der sie wirken soll. Die Markenbotschaft muss einheitlich vermittelt werden und einheitlich ankommen. Die vom Unternehmen gewünschten Assoziationen wollen geweckt werden.

Es scheint illusorisch, dies mit Standardisierungen erreichen zu können.
Jede kreierte Bezeichnung wird heute von Juristen auf rechtliche und von Muttersprachlern auf sprachliche und assoziative Unbedenklichkeit geprüft, bevor sie auf den Markt losgelassen wird. Ironische Brüche sind dabei erlaubt: Volkswagen warb in den USA Ende der 1980er Jahre mit dem exotischen Begriff "Fahrvergnügen". Das deutsche Wort schaffte es in den allgemeinen Sprachgebrauch.

Wer Marke und die Markenkommunikation allzu glatt schleift, der muss ebenfalls mit Unverständnis, bestenfalls mit Langeweile rechnen. Denn eine maximal globalisierte Markenwelt bietet kaum noch kulturelle Anknüpfungspunkte. Eine griffige Kampagne, die die Markenänderung begleitet, ist dabei
entscheidend für den späteren Erfolg. Was in Deutschland zur Umbenennung des Schokoriegels Raider in Twix mit einem prägnanten Slogan geschafft wurde („Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“), ist beim Spülmittel Fairy Ultra grandios gescheitert. Im Jahr 2000 sollte es in Dawn umbenannt werden. Ergebnis waren Umsatzeinbußen, weil die Kunden ihr Fairy nicht mehr im Regal gefunden haben. Inzwischen heißt das Produkt Fairy, Wiedererkennung garantiert.

Eine vollständige nationale Differenzierung ist jedoch aus Kostengründen keine Alternative. Viele internationale Unternehmen verfolgen daher eine Standardisierungsstrategie bei gleichzeitiger Differenzierung im Detail. Was bei uns
Langnese ist, heißt in Großbritannien Wall's, in Spanien Frigo, in Dänemark Frisko, in Italien Algida, in der Schweiz Lusso oder in den Niederlanden Ola. Rechtliche, sprachliche oder historische Besonderheiten spielen bei der Namensgebung eine Rolle. Allerdings verbindet die Marke weltweit das gleiche Logo: ein geschwungenes Herz in rot und weiß. Unilever, die Dachmarke, erreicht so auch ohne einheitlichen Markennamen eine einheitliche Markenidentität mit Wiedererkennungswert.