Tag für Tag werden wir mit unzähligen Werbebotschaften konfrontiert, die in
ihrer Vielfalt nicht zu überschauen sind. Kein Wunder, dass wir als
Empfänger dieser Botschaften mit der Zeit eine Art Resistenz oder Immunität
entwickeln. Als Konsequenz wird es für Unternehmen immer wichtiger, dieses
Aufmerksamkeitsdefizit ihrer potenziellen Kunden durch geeignete Methoden
auszugleichen. Ein Lösungsansatz findet sich im Bereich des Direktmarketing.
Kotler und Bliemel beschreiben das Direktmarketing als „ein interaktives System
des Marketing, in dem ein oder mehrere Werbemedien genutzt werden, um eine
messbare Reaktion bei den Kunden und/oder Transaktion mit dem Kunden zu
erzielen, die man an jedem Ort erreichen kann.“ (Kotler/Bliemel 1995: 1090).
Aus der Masse an unterschiedlichen Definition lassen sich vier wesentlichen
Elemente aufzeigen:
Direktmarketing
-
ist ein zielgerichteter Kommunikationsprozess mit bekanntem Empfänger,
-
wird durch Daten gestützt,
-
verwendet ein oder mehrere Medien,
-
erlaubt die Reaktion des Kunden. (vgl. Löffler/Scherke 2000: 46)
Doch auch das herkömmliche Direktmarketing kann zu einer Beeinträchtigung
des Verbraucherinteresses im besonderen Maße führen. Der potenzielle Kunde
fühlt sich durch die Situation einer direkten Ansprache, sei es per Telefon
oder Brief, unter Druck gesetzt oder einfach nur „genervt“. (vgl. Löffler/Scherke
2000: 52).
Permission Marketing
Die Frage lautet also, wie der Kunde wieder für Werbung empfänglich gemacht
werden kann. Eine Idee scheint einleuchtend: Der Kunde
wird, bevor er Werbung erhält, um Erlaubnis gebeten.
Der Amerikaner Seth Godin hat dieser Strategie einen Namen gegeben, der sich
schlagwortartig durchsetzte: „Permission Marketing“ (vgl. Godin 1999: 58).
Bei Permission Marketing handelt es sich kurz gesagt um eine „auf dem
Einverständnis des Empfängers basierende Direktmarketingstrategie Mit
interaktiven Kommunikationstechnologien
–
vorwiegend E-Mail
–
werden
Nachrichten versandt, die ausdrücklich erwünscht sind“ (Schwarz 2001: 58).
Beschränken wir uns also bei dieser kurzen Betrachtung vor allem auf den
E-Mail-Newsletter.
Laut Godin verfolgt das Permission Marketing drei wesentliche Schwerpunkte,
die auch inhaltlich verbunden sind.
1. Die Maßnahmen des Permission Marketing sollen erwartet sein.
Da der Empfänger seine Erlaubnis zum Erhalt der (Werbe-)Botschaft gegeben
hat, wird das nächste Erscheinen also erwartet. Im besten Fall freut sich
der Abonnent auf den nächsten Newsletter. Permission Marketing kann als das
Gegenteil von E-Mail-Spamming verstanden werden.
2. Permission Marketing ist persönlich.
Jeder Kunde muss sich als Individuum angesprochen fühlen. Darum ist es
wichtig, die Botschaft speziell auf ihn zuzuschneiden.
3. Permission Marketing muss relevant sein.
Die Botschaft muss dem Empfänger nutzen und seiner Interessenlage
entsprechen. Eine Botschaft, die nicht in irgendeiner Form relevant ist,
wird auch niemand (freudig) erwarten. (vgl. Godin 1999: 5 ff.).
Kundeninteresse wecken
Kaum ein Kunde wird seine e-Mail-Adresse zu Werbezwecken zur Verfügung
stellen, wenn er nicht eine Gegenleistung dafür bekommt. Über Gewinnspiele
und Geschenke, zum Beispiel für die ersten 100 registrierten Abonnenten
eines Newsletters, lässt sich Interesse im aktuellen und zukünftigen
Kundenbestand wecken. Ein Hinweis auf den Newsletter kann zum Beispiel
direkt in der Geschäftsfiliale, auf der Internetpräsenz oder auf sonstigen
Geschäftsunterlagen erfolgen.
Permission Marketing soll erwünscht, persönlich und
relevant sein. Dabei muss herausgestellt werden, was der Newsletter den
Abonnenten auch für inhaltliche Vorteile bringt: zum Beispiel den Zugang zu
exklusiven und topaktuellen Informationen oder zu speziellen, günstigen
Angeboten, die nur den Abonnenten zugänglich sind. Ebenso entscheidend
dürfte die glaubhafte Vermittlung einer stimmigen Datenschutzphilosophie
sein und ein regelmäßiges Erscheinen. Wichtig, um als Anbieter eines
Newsletters im Sinne des Permission Marketing ernst genommen zu werden, ist
auch das Handling von An- und Abmeldungen zu diesem Dienst.
Opt-In
Bei der Bestellung eines Newsletters kann die Anmeldung in verschiedenen
Schritten erfolgen. Den Anfang macht der zukünftige Abonnent, in dem er ein
Registrierungsformular ausfüllt. Die seriöseste Möglichkeit bietet dann das
Double-Ot-In-Verfahren. Nach der eigentlichen Registrierung bekommt der neue
Abonnent eine Mail vom Anbieter des Newsletters, die er einfach an den
Absender zurückschicken muss. Erst wenn dies erfolgt ist, wird der Abonnent
in den Newsletter-Verteiler aufgenommen. Erfolgt keine Rückantwort, erfolgt
auch kein Eintrag und Versand. Durch die erfolgte Bestätigung ist sicher,
dass die Permission tatsächlich von der richtigen Person abgegeben wurde und
die Adresse existiert.
Opt-Out
Um dem Kunden die Sicherheit zu geben, Herr seiner Daten zu sein, muss er
die Möglichkeit haben, sein investiertes Vertrauen durch die
Erlaubnisvergabe wieder zurückzunehmen – und zwar zu jedem Zeitpunkt. Als
Konsequenz sollte in jedem Newsletter eine solche Möglichkeit integriert
werden. In der Regel ist das Opt-Out-Prinzip am Ende eines Newsletter zu
finden. Ein Button „Newsletter abbestellen“ weist eindeutig auf die
Austrittsoption hin. Auch wenn der Kunde dieses Instrument nach Möglichkeit
natürlich nicht nutzen sollte, wird es ihm ein gutes Gefühl verleihen. Der
Kunden muss sicher sein, die Kontrolle über seine Daten behalten zu haben.
(vgl. Kellner 2002: 16). Nur ein Newsletter mit Opt-Out wirkt seriös.
Ausblick
Daten, die von Abonnenten freiwillig zur Verfügung gestellt wurden, müssen
im nächsten Schritt bestmöglich genutzt werden. Das Ziel dabei ist, ein
detailliertes Kundenprofil zu erstellen. Unter einem Kundenprofil versteht
man nicht nur die Auflistung von Name und Geburtsdatum. Auch Klick-Verhalten
und Ergebnisse aus möglichen Kundenumfragen können neben den demographischen
und sozioökonomischen Daten in das Kundenprofil mit einfließen. Auf die
Spitze getrieben, kann so jeder Kunde als Individuum behandelt, jeder Mensch
als eigenständiger Markt begriffen werden – natürlich alles nur im Rahmen
einer vorher erteilten Permission. Schließlich geht es bei Permission
Marketing nicht um Spionage. Der Kunde gibt jederzeit nur soviel preis, wie
er will. Permission Marketing ist als Herausforderung und Chance zu gleichen
Teilen zu verstehen. Die Herausforderung besteht darin, den Nutzer zu
überzeugen, persönliche Informationen mitzuteilen. Die Chance besteht darin,
mit Hilfe dieser Informationen einen One-to-One-Dialog zu initiieren und
auszubauen, der am Ende dazu führen kann, dass jeder Abonnent seinen
persönlichen Newsletter (mit Informationen,
Produktbeschreibungen, Angeboten, etc.) bekommt, der nach einem
Baukastenprinzip individuell auf ihn zugeschnitten ist.
Literatur
Godin, S. (1999): Permission Marketing - Kunden wollen wählen
können, 1. Auflage, Finanzbuch
Verlag, München 1999.
Kellner, A. (2002): Short guide: permission-e-mail-marketing, 1. Auflage, o.Verl., o.O.
2002.
Kotler, P./ Bliemel, F. (1995): Marketing Management: Analyse, Planung,
Umsetzung und Steuerung, 8., vollständig neu
bearbeitete und erweiterte Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1995.
Löffler, H./Scherfke A. (2000): Praxishandbuch Direktmarketing, 1. Auflage, Cornelsen
Verlag, Berlin 2000.
Schwarz, T. (2001): Permission Marketing macht
Kunden süchtig. 2. Auflage, Würzburg: Max Schimmel Verlag. |
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