BILDJOURNALIST THOMAS HEGENBART
"Lieber fünf
Minuten zweifeln,
als ein Leben lang tot."
TEXT:
MALTE
FLORIAN KLEIN
BILDER: THOMAS HEGENBART
Die Erinnerungen an den Irakkrieg sind schon wieder verblasst. Jeder Tag
bringt neue Bilder und Meldungen: Flüchtlinge im Sudan, die Fußball-EM und
die neue UN-Resolution für den Irak. Denn das Land ist alles andere als
verschwunden aus der Berichterstattung. Damit deutsche Leser von den
Geschehnissen der Welt erfahren, muss jemand in Krisengebieten vor Ort
sein und Fotos schießen. Der Bildjournalist Thomas Hegenbart arbeitete
während des Krieges im Irak für den Stern. |
AUSGABE 38
DER BILDERSTURM
STARTSEITE
EDITORIAL VON BJÖRN
BRÜCKERHOFF
INTERVIEW MIT FLORIAN
ILLIES
MARKENKOMMUNIKATION DES TERRORISMUS
KEINE ANGST VOR DER
WAHRHEIT
DOPPELT UND DREIFACH
BESTRAFT
OPFER DER GEWOHNHEIT
ETHIK UND JOURNALISMUS:
WIDERSPRUCH?
DAS VISUELLE TIER
LIEBER FÜNF MINUTEN ZWEIFELN...
EIN BILD LÜGT MEHR ALS TAUSEND
WORTE
BILDER, DIE DEN KOPF VERDREHEN
BILDER, TIEFGEFROREN
ALLE AUSGABEN IM ARCHIV
DAS REGISTER
ÜBER DIE GEGENWART
IMPRESSUM
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Einfache Entscheidung
Die Entscheidung war
einfach. Ich wollte dahin“, sagt Hegenbart. Ursprüng-lich
wollte er schon vom Zweiten Golfkrieg 1991 berichten. Doch ein
Betriebsunfall machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Für den freien
Fotografen gehören Einsätze in Krisengebieten zur journalistischen
Sorgfaltspflicht. „Dieser Krieg ist der Unnützeste, den man führen kann.“
Denn es sei vollkommen offen gewesen, wie alle Beteiligten reagieren würden. |
ZUR PERSON |
Die Einreise ins Krisengebiet
Hegenbart war von Anfang Februar bis Ende Mai 2003 im Irak. „Es war das
größte Problem, da erst mal hinzukommen“, sagt der Fotograf. Die Türken
hätten die Grenze geschlossen und die Syrer später auch. „Kurz vorher sind
von dort noch Journalisten eingereist.“ Hegenbart und sein Stern-Kollege
Christoph Reuter hatten auch ein Visum für den Iran beantragt. Die Rechnung
ging auf. „Wir konnten dann über Teheran einreisen.“ Von dort ging es über
einen normalen Grenzübergang in den Irak.
Ganz andere Arbeitsbedingungen
Die Arbeit im Irak ist anders, als in Deutschland. Keiner habe ein gutes
Netzwerk vor Ort gehabt. „Die Hauptinformationsquelle waren Kollegen“, sagt
Hegenbart. Manchmal hätten sie auch die Peschmerga gefragt. „Die hatten
eigene Pressezentren an der Grenze zum Iran, wo man alle Informationen
bekommen hat.“ Allerdings habe man aufpassen müssen, denn die seien
gefiltert gewesen. Für ihn als Bildjournalisten sei aber etwas anderes viel
wichtiger: „Ich lebe davon, dass ich mich bewege. Ich muss präsent sein und
Fotos machen.“
Für das Ergebnis müssen sich Risiken lohnen
Im Irak als Journalist zu arbeiten ist unterschiedlich gefährlich, sagt
Hegenbart. Man müsse immer doppelte Vorsicht walten lassen. „Man kann aber
nie ausschließen, dass etwas passiert“, räumt er ein. Manche Dinge dürfe man
einfach nicht tun. Auf dem Weg nach Kirkuk sahen sie eine verlassene
irakische Garnison. Die Soldaten hätten aber jederzeit wieder kommen können.
„Die wussten, dass die Peschmerga und die Kurden kommen werden, um zu
plündern“, sagt der Journalist. So eine Situation sei gefährlich. „Entweder
geht man ganz schnell rein oder ganz spät oder gar nicht“, so Hegenbart.
Schließlich gebe es auch vermeidbare Risiken. „Da sind Schränke und Betten
drin, in denen irakische Soldaten gelegen haben. Man muss sich fragen, ob
sich das Risiko für das Ergebnis lohnt.“ Später erfuhr er, dass das Gelände
vermint war. Ein britischer Journalist ist dort am Fuß schwer verletzt
worden und ein einheimischer Kameramann umgekommen. |